Zeit des Sturms
Andrzej Sapkowski
Kurz nach seiner Ankunft im Königreich Kerack wird der Hexer Geralt von Riva verhaftet. Die Zauberin Koralle will ihn zwingen, einen gefährlichen Auftrag anzunehmen. Er soll einen Dämon finden, der in Menschengestalt blutige Massaker verübt. Geralt, betört von der magischen Schönheit Koralles, nimmt den nahezu aussichtslosen Kampf gegen das Ungeheuer auf…
Mit dem Klappentext ist die Handlung des zweiten Teils der Vorgeschichte zum Hexer gut zusammengefasst, wobei die Erzählung um einiges komplexer aufgebaut ist, als dort geschildert. Der Protagonist wird nicht nur verhaftet, ihm werden außerdem seine wertvollen Schwerter geklaut. Somit ist er auf die Hilfe seines Freundes Rittersporn und der Zauberin Koralle angewiesen. Diese benutzt ihn nicht nur, sondern tröstet ihn über die Trennung von Yennefer hinweg. Die Verhaftung und der Diebstahl der Waffen zwingen ihn nicht nur zu einem Auftrag, sondern verstricken ihn zeitgleich in eine politische Intrige. Denn der König von Kerack heiratet gerne junge Frauen und hält seine bisherigen Söhne für unfähig, ihm nachzufolgen. Den Konflikt kann sich der Leser schnell zusammenreimen.
Doch die Intrige ist eher eine Randbegleitung. Sie erklärt am Ende den Titel des Buches. Viel mehr erzählt Sapkowski in diesem Band, wie die Welt des Hexers funktioniert, die Politik und die Länder zusammenhängen. Die Stellung der Magier im gesellschaftlichen Gefüge wird besser dargelegt, aber auch die Wesen und Bewohner der Welt eingeführt, hier insbesondere auch Zwerge, Zauberinen und die Aguara, auch weitere Andeutungen zu dem Verhältnis zwischen Elfen und Menschen fallen. Dabei projiziert Sapkowski genau wie Pratchett sehr viel Gesellschaftskritik in die Fantasysphäre. Es geht um die Selbstbestimmung der Frauen, Abtreibung, Korruption, Homosexualität und ihre Duldung in elitären Kreisen, nur um ein paar Themen zu nennen. Dies mischt der Autor gekonnt mit Elementen aus alten Mythen, Sagen und Märchen.
Sapkowski erzählt sehr schnell, führt viele Figuren in seine Handlungen ein und lässt sie unterschiedliche Orte bereisen. Als Leser muss man etwas aufmerksam sein. Oft macht es den Eindruck, dass wenig passiert, dabei arbeitet der Autor immer auf einen wichtigen Punkt hin, der erst einige Kapitel weiter zum Tragen kommt. Zudem bedient sich Sapkowski in diesem Buch des Zeitsprungs. So greift er in zwei Kapiteln die Zukunft auf, dies ist zwar gekennzeichnet, aber man wird kurz aus der tatsächlichen Handlung geschleudert.
Dennoch gelingt es dem Autor auch in diesem Buch, den Leser sofort in die Hexerwelt eintauchen zu lassen. Mit wunderbaren Schilderungen über die Wesen und ihre Kräfte entführt er sie in ein magisches und zuweilen sehr blutrünstiges Abenteuer. Tatsächlich sind einige Abschnitte dieses Bandes etwas ekelig und nichts für schwache Nerven. Wer ungern über Blut, zerfledderte Leichen und Gedärme liest, muss hier und da eine Seite überblättern.
Sehr gelungen ist die neue Aufmachung der Serie. Das Cover ist sehr schön, auch die Karten im inneren Teil und die Einleitung eines jeden Kapitels mit einem kurzen Spruch oder dem Auszug aus einem Buch der Hexerwelt runden das Lesevergnügen ab.
Eigene Meinung
Auch wenn der zweite Band der Vorgeschichte einigen Lesern als langatmig erscheinen mag, so ist er voller Informationen und beschreibt die Welt der Magie und die politischen Zusammenhänge sowie die Systeme der Gesellschaft. Auch die Wesen und ihre Eigenschaften werden eingeführt, z.B. die Zwerge oder die Aguara mit ihren Fähigkeiten, die ich einfach genial fand. Außerdem ist dieses Wesen eine Schlüsselfigur zum Ende des Buches und ich bin mir nicht sicher, alles richtig verstanden zu haben. Aus diesem Grund steht schon das darauffolgende Band im Regal bereit.
Ja, nach zwei Büchern bin ich bereits Sapkowski-Fan und freue mich auf die weiteren Bücher.
Fazit: Es lohnt sich, auch dieses Buch zu lesen. Für Fantasy-Fans unterhaltsam mit Witz und Tiefe.
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“Du hast das Wort ‘Beziehung’ gebraucht? Wahrlich, das Bedeutungsspektrum dieses Begriffs ist erstaunlich”
“In einer Welt, wo der Tod der Jäger ist, gibt es keine Zeit für Reue oder Zweifel”
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