Montagsfrage – Magst und liest du Gedichte bzw. Gedichtbände
„Lang ist die Reise
ins eigene Ich“,
sagte er leise.
„Es verändert die Sicht,
nicht immer findest du
dort innen auch dich.“
(Johanna Schließer)
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Schon lange gibt es die MONTAGSFRAGE bei buch-fresserchen und es sind immer interessante Beiträge dabei. Hin und wieder habe ich auch schon reingelesen, aber nie mitgemacht. Doch diese Woche ist die Frage sehr reizvoll und so mache ich einfach mit, denn es geht um Gedichte.
Magst und liest du Gedichte/Gedichtbände?
Die Antwort auf diese Frage fällt mir leicht: Ja, ich liebe Gedichte, Reime und Wortspiele. Für mich sind Gedichte von Rilke, Goethe, Kästner, Heinz Erhardt und Till Lindemann [Rammstein] kleine Geschichten in wenigen, ausgewählten Worten. Sie sind wie ein Kuchen am Nachmittag zwischen Romanen und Sachbüchern.
Einen Gedichtband am Stück lesen? Nein, das geht irgendwie nicht. Sie sind ein Snack für Zwischendurch. Man verträgt höchstens drei nacheinander, dann ist man satt.
Interessante Antworten
Das Schöne bei buch-fresserchen ist, dass man gleich in den Beiträgen anderer Teilnehmer stöbern kann. Einige habe ich angeschaut. Auffällig oft ist die Rede von Besprechungen in der Schule und die sind nicht unbedingt positiv. Klar, uns wird in der Schule eher das Handwerk aufgezeigt, und man soll sich mit dem Text auseinandersetzen. Sehr oft stehen da der Rhythmus  und das Versmaß im Vordergrund, dann erst kommt die Aussage, die vielleicht sogar vom Lehrer diktiert wird. Eigentlich sehr schade.
Denn Gedichte sind komprimierte Gefühle und Beobachtungen. Verpackt in wenige Zeilen, die mehr verstecken als die Buchstaben, aus denen sie bestehen. Für diese Art muss man sich die Zeit nehmen wollen und mit der eigenen Phantasie spielen. Erst dann entwickeln sie ihre Wirkung und machen Spaß. Zudem ist es nicht einfach gute Gedichte zu finden, aber seien wir ehrlich, bei Romanen ist es nicht anders und Gleiches gilt für Sachbücher.
Zwischen Poetry Slam und Wortsalat
Mit „Eines Tages, Baby“ ist Julia Engelmann der große Durchbruch gelungen und sie hat einer breiten Masse den Poetry Slam gezeigt, ein Dichterwettstreit, der sich mittlerweile großer Beliebtheit erfreut und viele begeistern kann. Das ist eine sehr positive Seite für die Lyrik und ich bin sehr froh, dass hier eine neue Kultur des Wortspiels entsteht.
Sie bildet auch einen krassen Kontrast zu der neuen Lyrik, die sich vielen einfach nicht erschließt und bei der ich mich selbst frage, ob das Wortkunst ist oder einfach nur eine Menge unsinnig aneinander gereihter Worte.
Irgendwo zwischen den klassischen Werken und vor Kitsch triefendender Liebesgedichte liegt wohl die Lyrik. Gebt Ihr eine Chance. Lest Rilke, Goethe, Kästner und Erhardt. Sie machen Spaß.
Falls Ihr Tipps braucht – bitte schön:
Friedrich Schiller – Die schönsten Gedichte und Balladen
Till Lindemann – In Stillen Nächten
Julia Engelmann – Eines Tages, Baby
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