Mummenschanz
Terry Pratchett
Im Opernhaus von Ankh-Morpork huschen geheimnisvolle Gestalten durch die Kulissen und führen Niederträchtiges im Schilde. Wer hier den sterbenden Schwan mimt, der lebt gefährlich. Es spukt, und als auch noch ein Mord geschieht, treten Oma Wetterwachs und Nanny Ogg auf den Plan. Doch der Besuch der beiden berühmtesten Hexen der Scheibenwelt bringt nicht nur einen riesigen Wirbel mit sich, sondern auch mörderisch gute Abendunterhaltung…
Nanny Ogg hat eine Vermutung, als sie sich mal wieder mit Oma Wetterwachs trifft: seit Magrats Heirat fehlt ihnen eine dritte Hexe im Zirkel und Omas Gehirn braucht Beschäftigung. Allerdings steht es sehr schlecht um den Nachwuchs, denn die einzige potentielle Kandidatin, Agnes, ist nach Ankh-Morpork gegangen, um eine große Opernsängerin zu werden. Wie es der Zufall so will, fällt Oma Wetterwachs ein Brief in die Hände, der von einem Verleger aus der Hauptstadt stammt und so kommt auch endlich heraus, dass Nanny Ogg ein Kochbuch veröffentlicht hat, das sich wohl wie warme Semmeln verkauft. Geld hat sie dafür nie gesehen. Es gibt also genügend Gründe für die beiden Hexen, um einen Ausflug in die Hauptstadt zu machen. Währenddessen hat Agnes es tatsächlich geschafft, eine Stelle an Ankh-Morpoks Oper zu ergattern, die momentan von einem ehemaligen Käseproduzenten betrieben wird und dauernd vor der Pleite steht. Als ob das nicht schon schlimm genug wäre, spukt es in dem Opernhaus. Als noch die erste Leiche auftaucht, spitzt sich die Lage zu, vor allem als sich Oma und Nanny in die Sache einmischen. Doch egal was auch passieren mag: Die Show muss weitergehen.
In diesem 18. Scheibenweltroman nimmt sich Terry Pratchett die Oper vor und beleuchtet sie mal von einer sehr satirischen Seite. Für das Grundgerüst seiner Handlung bedient sich der Autor des berühmten Stücks „Phantom der Oper“. Besonders Opernbesucher und selbsternannte Musikexperten kriegen in diesem Buch ordentlich den Spiegel vorgehalten. Allerdings lässt Pratchett auch andere Aspekte der Oper nicht aus wie die teils verwirrenden Geschichten, die in den jeweiligen Opern erzählt werden und kaum Sinn ergeben oder Künstler, die vorgeben jemand zu sein, der sie nicht sind. Zudem gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit den zwei berühmten Hexen von Lancre, auch der Bibliothekar, der TOD und die Nachtwache bekommen einen kurzen Auftritt.
Zwar ist die Handlung nicht ganz so komplex wie in anderen Scheibenweltromanen, dafür liest sich dieses Buch sehr angenehm und leicht. Auch sind die zwei Handlungsstränge – Agnes und die Oper – und – die Hexen Wetterwachs und Ogg – gut miteinander verknüpft. Dies ist bei Pratchett nicht immer der Fall. Mit Agnes greift Pratchett auch das Thema „mehr Schein als Sein“ auf, wozu auch der englische Originaltitel „Maskerade“ sehr gut passt. Denn tatsächlich muss die fette, aber stimmbegabte Agnes der völlig unbegabten aber bildhübschen Christine ihre Stimme leihen, die daraufhin zum neuen Star der Oper wird.
Eigene Meinung
Dieser Scheibenweltroman hat mir wieder ausgesprochen gut gefallen. Zwar besticht er nicht durch seinen Witz, hier gibt es weitaus bessere, aber dafür ist die Erzählung endlich wieder vollkommen nachvollziehbar, was man z.B. von Der Zauberhut oder Pyramiden nicht behaupten kann. In diesem Buch sind die Figuren klar gezeichnet, die Handlung, wie bereits erwähnt, einfach gehalten. Damit wird sie zwar etwas vorhersehbar, was aber den Unterhaltungswert nicht mindert.
Sehr gefallen haben mir in diesem Roman die Figuren Agnes und Christine. Sie stellen das typische Paar hübsche dumme und hässliche kluge Freundin dar. Hier mag Pratchett zwar ein Klischee bedienen, aber er macht es auf eine sehr schöne Weise und überzeichnet die beiden Figuren nicht.
Ein kleines bisschen erinnert dieser Roman an Voll im Bilde, dies mag aber damit zusammenhängen, dass sich der eine mit der Filmbranche beschäftigt und dieser hier mit der Oper. Auch in der realen Welt gibt es Parallelen.
Dieser Scheibenweltroman ist nicht für Leser zu empfehlen, die noch gar keinen Scheibenweltroman gelesen haben. Sie werden viele Zusammenhänge nicht verstehen und sich wundern, warum die Handlung dementsprechend verläuft, besonders was die Hexen und den Kater Greebo betrifft. Hier sollte man zumindest den Roman Total verhext kennen.
Eine Besonderheit hat dieser Roman: Er enthält eine schöne Widmung. Nun gut, das was man bei Pratchett als schön bezeichnen kann. Mir hat sie gefallen.
“„Teeblätter können nicht die Zukunft vorhersagen“, sagte Oma Wetterwachs leise. „Das ist allgemein bekannt.” “Teeblätter wissen nicht Bescheid.“…..“
“Warum hast du deinen Namen nicht genannt, hm? Auf Büchern muss der Name des Autors angegeben sein – damit man weiß, wer Schuld hat…“
“Sieht aus, als hätte jemand einen großen grauen Kasten gebaut und anschließend Architektur drangeklebt…“
“„Die Welt ist grausam zu armen alten Frauen“, sagte Nanny, Matriarchin einer großen Familie und unumschränkte Tyrannin eines weiten Bereichs der Spitzhornberge—
“Er kam im Leben nur schwer voran, weil er viel zu sehr von seiner eigenen Dummheit überzeugt war – eine Behinderung, an der unglücklicherweise nur wenige Personen litten—
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