Fragen an Christina Schmid
Kochen mit Oma Heidi
In ihrem Buch Oma Heidi – Kochbiografie in Gesprächen erzählt Christina Schmid die Lebensgeschichte ihrer Oma Heidi und verrät zugleich deren Lieblingsrezepte. Mit diesem interessanten Projekt waren die beiden Frauen bereits in der Landesschau Baden-Württemberg zu sehen und zwischenzeitlich wurde der Druck des Buchs per Crowdfunding finanziert. Genug gute Gründe um der Autorin und Buchgestalterin einige Fragen zu stellen.
Bei einer Kochbiografie drängt sich die Frage förmlich auf: Was ist dein Lieblingsgericht aus diesem Buch?
Das für mich wichtigste Rezept im Buch sind die schwäbischen Maultaschen, die meine Oma Heidi als 17-jähriges Hausmädchen in Metzingen kennengelernt hat. Die Rezeptur hat sie bis heute stets weiterentwickelt und perfektioniert, deshalb lässt es sich eigentlich gar nicht aufschreiben. Als geübte Köchin hat Oma Heidi es im Gefühl, wie die Konsistenz und der Geschmack der Maultaschenfüllung sein müssen. Wir haben dennoch versucht, dieses Gefühl für das Buch in Mengenangaben zu übersetzen.
Und welcher Teil von Oma Heidis Geschichte gehört dazu?
Damals in Metzingen hat sie meinen Opa Frieder kennengelernt. Als Heidi für ihre Chefin Pergamenttüten bei der Papierwaren Großhandlung Otto Schreyer besorgen soll, versteht sie das Fräulein an der Verkaufstheke nicht, also holt sie jemanden aus dem Großraumbüro, der Bayrisch versteht – das war der Frieder. Wieder zu Hause bei den Eltern im Bayerischen Wald gab es ein großes Gezeter: Ein Schwabe und Protestant im Dorf, das geht doch nicht! Nach langem Hin und Her geben die Eltern die Erlaubnis, dass der Freund kommen und sich vorstellen darf. Zu essen gab es für den hohen Besuch Schweinebraten und Semmelknödel. So kommt es, dass in Oma Heidis Kochbiografie sowohl bayerische als auch schwäbische Rezepte vertreten sind.
Über die Crowdfunding-Plattform Startnext hast du das Projekt vorgestellt und Geldgeber gesucht. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Ich hatte die Kochbiografie einigen Verlagen vorgestellt und die Genre-Kombination aus Kochbuch und Biografie kam bei den Verlagen grundsätzlich gut an. Abgeschreckt hat sie die außergewöhnliche Ausstattung des Buchs: Was das Buch besonders macht, sind kleinere Zwischenseiten, auf denen die Rezepte und Familienbilder sitzen und ganzseitige Fotografien auf Bilderdruckpapier. Auf die Papier- und Formatwechsel und den speziellen Text-Bild-Rhythmus wollte ich nicht verzichten, sonst wäre es ein ganz anderes Buch geworden. Daher habe ich mich entschieden, es selbst in die Hand zu nehmen.
Insgesamt sind 16.713 EUR zusammen gekommen, das ist eine stolze Summe. Hattest Du mit so viel Zuspruch gerechnet?
In meinem direkten Umfeld war das Interesse an dem Buch groß, das hat mich darin bestärkt, alles dafür zu tun, dass es klappt. Von außen betrachtet, sieht es vielleicht nach leicht verdientem Geld aus, aber wer schon einmal eine Crowdfunding-Kampagne gestartet hat, weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt. Allein die Vorbereitung dauerte etwa 3 Monate und während der 40 Tage Finanzierungsphase war es nahezu ein Vollzeitjob, das Buchprojekt bekannt zu machen und viele Leute dafür zu begeistern. Ich hatte Glück, dass die Regionalpresse das lebensnahe, generationenübergreifende Thema gerne aufgegriffen und über unser Projekt berichtet hat. Kurz vor Ende der Finanzierungsphase lief es dann fast wie von selbst: Ich hatte zwei Sponsoren gefunden, die einen ganzen Stapel Bücher vorbestellt haben. Insgesamt habe ich 400 Bücher vorab verkauft. Die Fundingsumme (abzüglich 4 % Transaktionsgebühren und 2 % freiwillige Provision für Startnext) kann ich nun in die Produktion stecken – das ist großartig und motiviert mich sehr, das Buch nun fertigzumachen.
Unter www.omaheidi.de kann man das Projekt verfolgen. Wie geht es nun mit dem Buch weiter? Was muss noch getan werden? Wo wird man es kaufen können?
Derzeit schreibe ich die letzten Kapitel und Rezepte für das Buch, anschließend werden die Texte lektoriert und die Fotografien für den Druck vorbereitet. Ich hoffe, das Buch Ende Juli in den Druck geben zu können, dann sollte es spätestens Anfang September fertig sein. Ich werde das Buch über die Webseite verkaufen und versuchen, das Buch in ausgewählten Buchhandlungen unterzubringen. Vorbestellen kann man die Kochbiografie schon jetzt unter www.omaheidi.de/bestellen
Bereits 2014 hast du für Vom Punkt zur Kugel und zurück, ein Sachbuch für Kinder zum Thema Geometrie, einen Preis der Stiftung Buchkunst erhalten. Publizieren ist für dich also kein Neuland. Was bewegt Dich, die Kochbiografie ohne Verlag bzw. im Eigenverlag zu veröffentlichen?
Das Geometriebuch hatte ich so konzipiert, dass es eine Brücke schlägt zwischen Mathe und Kunstunterricht sowie zwischen Schule und Freizeit – das passt in keine Verlagsschublade. Es dauerte vier Jahre, bis sich der kleine Verlag Prima.Publikationen entschloss, mein eigensinniges Buch zu verlegen und über Crowdfunding zu finanzieren.
Als die Verlage auf meine Kochbiografie ähnlich abweisend reagierten, lag es für mich nahe, die Buchproduktion wieder mit Crowdfunding vorzufinanzieren. Die Kochbiografie veröffentliche ich im Eigenverlag, was mir bei diesem persönlichen Buch auch stimmig erscheint. Für mich bedeutet das zwar viel Arbeit und Verantwortung für Lektorat, Produktion und Vertrieb (Bereiche, in denen ich gerne auf die Erfahrung eines Verlags zurückgreifen würde), aber eben auch maximale Freiheit in der Buchgestaltung.
Â
In der heutigen Zeit sitzen immer weniger Generationen an einem Tisch zum Essen zusammen. Was denkst du: Ist euer Buch auch eine Anregung wieder einmal gemeinsam mit Eltern und/oder Großeltern zu kochen und Zeit zu verbringen?
Ich wünsche mir, dass die Kochbiografie auch andere Enkelkinder und Großeltern zum Austausch und zum gemeinsamen Kochen anregt. Die Geschichten der Großeltern sind ein Schatz, der vielleicht gerade durch die Erinnerung an den Geschmack der Kindheit geborgen werden kann.
Ihr habt in Stuttgart bereits zwei kulinarische Lesungen mit Oma Heidi veranstaltet. Sind weitere Lesungen in Stuttgart geplant?
Für unsere Gäste sind die kulinarischen Lesungen eine schöne Möglichkeit, uns und unser Buch persönlich kennenzulernen und in gemütlicher Runde mit anderen Gästen ins Gespräch zu kommen. Für unsere beiden Lesungen in der Galerie AK2 hatten wir doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze an der Tafel. Das Café der ehemaligen Bäckerei hat atmosphärisch wunderbar gepasst. Wer einen guten Ort weiß und interessiert ist, eine kulinarische Lesung mit uns zu veranstalten, kann uns gerne schreiben, wir freuen uns über Anfragen an post@omaheidi.de
Es hat mich sehr gefreut, dass Christina zwischen all den Vorbereitungen für die Kochbiografie, Zeit gefunden hat, meine Fragen zu beantworten. Weitere Informationen zu diesem tollen Projekt findet Ihr unter www.omaheidi.de – für die Publikation wünsche ich weiterhin gutes Gelingen und viel Erfolg. Bis September werde ich mich noch etwas gedulden müssen.
Schreibe einen Kommentar