Sturm Der verwaiste Thron
Claudia Kern
Es ist ein großer Tag für Ana, die einzige Tochter des Fürsten von Somerstorm. Ihr siebzehnter Geburtstag beginnt mit den Darbietungen von Gauklern und Schaustellern – und endet in dem gewaltsamen Tod ihrer Familie! Jetzt ist Ana auf der Flucht, nur begleitet von einem Leibwächter, den sie kaum kennt und dem sie noch weniger traut. Auf Burg Somerstorm, ihrer verlorenen Heimat, herrschen nun die geheimnisvollen Nachtschatten – und der Mord an Anas Familie war nur der Anfang ihrer düsteren Pläne…
Nachdem ihre Eltern bei einem Fest grausam von wohlbekannten Gästen und Eindringlingen ermordet werden, kann Ana mithilfe ihres Leibwächters, der einem geheimnisvollen Orden angehört, aus der Burg fliehen. In dem Tumult und Blutvergießen wird ihr kleiner Bruder Gerit übersehen, der sich mit einer Menge Glück auf das Dach der Festung retten kann.
Während Ana und ihr Begleiter versuchen sich in die befreundete Provinz ihres Verlobten, Westfall, durchzuschlagen, wird Gerit von den Nachtschatten auf der Burg entdeckt. Doch zu seinem Erstaunen möchten die Belagerer ihn nicht töten, stattdessen lassen sie ihn als Sklaven und Diener arbeiten. Unter der grausamen Behandlung und den Schlägen bereitet er seine Flucht vor.
Weit entfernt von alle dem bereitet Rickard seine Reise von den westlichen Inseln vor, da seine Eltern seine Rückkehr wünschen. Die Meister der Inseln verlangen, dass Craymorus, sein bester Freund, ihn begleitet. Noch ahnen beide Männer nicht, was sie in Westfall erwarten wird. Doch kaum angekommen, muss Rickard den besten Freund bitten, nach seiner Verlobten Ana zu suchen, während er gegen Somerstorm reitet, um die Burg zurückzuerobern und den Fürsten von Somerstorm zu rächen. Craymorus gibt seinen Freund zwar das Versprechen, die Frau zu finden, obwohl er sich nicht sicher ist, wie er das als Krüppel anstellen soll. Vor allem nicht, als plötzlich der König ohne Lande auftaucht. Doch dieser ist nicht nur an dem Wissen Craymorus um die Nachtschatten interessiert, sondern auch an der Fürstin Westfalls. Schneller als er denkt, ist Craymorus ist in die Intrigen bei Hofe verwickelt und weiß gar nicht genau, welche Rolle er zu spielen hat.
Eigene Meinung
Obwohl Claudia Kern wirklich angenehm und flüssig schreibt, habe ich nach einigen Seiten gedacht: Au weia, eine „Prinzessin in Nöten“ bzw. „It-Girl lernt die richtige Welt kennen“-Story. Doch dann kriegt die Autorin unglaublich gut die Kurve und verstrickt den Leser in eine zwar einfach scheinende, aber in sich gut durchdachte Handlung, die sich in mehreren Strängen entwickelt. Es kommen nach und nach Personen und Orte hinzu, die einen gut verflochtenen Verlauf der Geschichte ergeben. Zudem wechselt die Erzählung zwischen der Flucht Anas und dem Überlebenskampf des kleinen Bruders ab. Dazwischen wird die Geschichte von Rickard und Craymorus erzählt, zwei ungleichen Freunden, die sich besser ergänzen, als sie es selbst ahnen. So rückt die Protagonistin teilweise in den Hintergrund, was aber für die Erzählung notwendig ist.
Sehr gefallen haben mir vor Beginn jedes Kapitels die kurzen Auszüge einer Chronik bzw. eines Reiseberichts des für die Handlung absolut unwichtigen und fiktiven Autors Jonaddyn Flerr. Eine gute Idee die Fantasywelt dem Leser so zu beschreiben anstatt sich in seitenlangen Passagen über Landschaften, Sitten und Gebräuchen auszutoben.
Es gibt zwar überraschende Wendungen, aber auch Dinge, die absolut offensichtlich sind. So z.B. die Beziehung zwischen Ana und ihrem Leibwächter. Kern gibt sich unglaublich viel Mühe aus den beiden kein Liebespaar zu machen. Insgeheim kann der Leser aber erahnen, warum sie es auf Teufel-komm-raus sein lässt und genau so passiert es dann auch. Trotzdem gefällt mir die Tatsache, dass es an dieser Stelle keine Romanze gibt, auch wenn viele Leser und Leserinnen es sich sicherlich wünschen werden. Hier hat die Autorin die Protagonistin sehr werte- und standestreu belassen, wenn auch zickig. Dies gehört aber wohl dazu.
Alles in allem ein guter Fantasyroman ohne Pathos und übertriebenen Charakteren. Das gefällt. Zudem ist das Ende so belassen, dass man tatsächlich gespannt ist, wie es mit der Geschichte weitergeht.
„Sturm“ ist der erste Teil einer Trilogie, die mit “Verrat†weitergeht und mit “Rache†endet. Leider erfährt man auf der Autorenseite www.claudiakern.com nicht besonders viel über die Autorin. Schade!
„Vertraue niemandem, den du nicht bezahlen kannst, diesen Satz hatte er so oft gesagt, dass sie glaubte, seine Stimme zu hören—
„Mein Vater sagt immer, dass seit dem Krieg Scheiße auch mehr als eine Farbe hat. Früher wusste jeder, welche Farbe zu welchem Haus gehört, heute ist das anders.“
“Dem durchstochenen Herzen ist es egal, ob die Mistgabel eines Bauern oder das Schwert eines Soldaten in ihm steckt—
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