Rammstein Interpretationen – Mutter

Aus aktuellem Anlass, der Made-in-Germany Tour, zu der ich ärgerlicherweise immer noch keine Karte für das Stuttgart-Konzert im Dezember habe, wage ich mich erneut an eine naive Interpretation eines Songtextes, der es in sich hat. Diesmal möchte ich mich mit dem Lied „Mutter“ aus dem gleichnamigen Album befassen.

Zu diesem Text existieren bereits unzählige Interpretationen und Gedanken. Es geht sehr wohl um die Gedanken und Gefühle des geklonten Lebens, sprich eines Klons. Doch auch dieser Text enthält wunderbare Zeilen, die Chiffren sein können. Wer weiß. Hier einige Gedanken.

Mutter
(Till Lindemann – Rammstein – Album Mutter)

 

Die Tränen greiser Kinderschar

Falls Lindemann wirklich in Chiffren schreibt, dann ist diese Zeile ein Kandidat. Eine greise Kinderschar kann eine Gruppe alter seniler Menschen sein, die genau so hilflos sind, wie Säuglinge und würde zu den gängigen Erklärungen und Interpretationen des Klons passen. Aus Alt mach Neu.

Mit Tränen könnten aber sowohl die Eizellen, als auch die Erinnerungen einer Person gemeint sein.

ich zieh sie auf ein weißes Haar

Geht es tatsächlich um einen Klon und die künstliche Befruchtung, dann ist hiermit vielleicht das Instrument gemeint, das hauchdünn sein muss, um eine Eizelle anstechen und befruchten zu können.

Auch hier liegt der Verdacht nahe, es könnte sich um eine Chiffre handeln und die Bedeutung eine ganz andere sein.

werf in die Luft die nasse Kette

Ich habe nicht die geringste Ahnung, was diese Zeile meinen soll. Vielleicht hat Lindemann nur einen Reim auf „hätte“ gesucht.

Es macht zumindest nur Sinn im Zusammenhang mit Aufziehen auf das Haar.

Stehen die Tränen für Träume und Erinnerungen, dann befreit er sie auf gewisse Art. Das werfen in die Luft, als Fliegen oder Ziehen lassen.

Dritter Chiffrenverdacht.

und wünsch mir, dass ich eine Mutter hätte

Klare Aussage. Sehnsucht nach der Mutter.

Mutter kann allerdings auch die Heimat sein. Was im Zusammenhang mit greiser Kinderschar, Erinnerungen und Tränen Sinn machen würde.

Keine Sonne die mir scheint

Wer niemals richtig geboren wird, erblickt nie das Licht des Lebens. Im übertragenen Sinn kann diese Zeile genau das ausdrücken.

Keine Brust hat Milch geweint

Geht man davon aus, dass tatsächlich kein menschlicher Körper benötigt wird, um neues Leben zu schaffen, gibt es auch keine Burst mehr, die das Kind ernähren muss.

In meiner Kehle steckt ein Schlauch

Das ist die Alternative. Ein künstlicher Schlauch, der den unfertigen Menschen, denn von Ungeborenem kann man ja nicht mehr sprechen, anstatt der Nabelschnur ernährt.

Hab keinen Nabel auf dem Bauch

Folgerichtig diese Zeile, dass der Neugeschaffene keine Geburtsmal besitzt.

Mutter

Erneuter Ruf nach einer Mutter.

Ich durfte keine Nippel lecken

und keine Falte zum Verstecken

Als nicht auf dem normalen Weg geborenes Kind, wurde dieser Mensch auch nicht gestillt. Und kennt auch keinen weiblichen Körper mit allen Rundungen, an die man sich anschmiegen kann.

niemand gab mir einen Namen

gezeugt in Hast und ohne Samen

Der neu geschaffene Mensch wird nicht benamt. Könnte sogar eine biblische Anspielung sein. Vielleicht ein bisschen weit her geholt, aber durchaus passend: Ja, ich rief dich bei deinem Namen und nannte dich, da du mich noch nicht kanntest. (Jesaja 41.8)

Dies würde seltsamerweise sehr gut zur nächsten Zeile passen. Gezeugt in Hast durch einen Engel als jungfräuliche Empfängnis. Passt zwar, aber sehr unwahrscheinlich, dass das hiermit gemeint ist. Wobei beim Klonen der Mensch durchaus eine Art von Gottrolle einnimmt. So zumindest die heutige Überzeugung.

der Mutter die mich nie geboren

hab ich heute Nacht geschworen

Der Mutter, z.B. einer Maschine, die den Klon zwar geholfen hat zu erschaffen, aber nicht im herkömmlichen Sinne geboren hat, wird ein Versprechen gemacht.

ich werd ihr eine Krankheit schenken

und sie danach im Fluss versenken

Auch diese Zeile (ich werde ihr…) könnte durchaus eine Chiffre sein. Allerdings ist es weniger wahrscheinlich. Hier liegt der Verdacht doch sehr nahe, dass Lindemann einen Reim auf versenken gesucht hat. Versenken macht Sinn im Zusammenhang mit einer Maschine. Einen Menschen müsste man ertränken.

Mutter

In ihren Lungen wohnt ein Aal

Auch diese Zeile kann eine Chiffre sein. Es wird nicht klar ob mit „ihren“ die Mutter oder die Klone gemeint sind.

auf meiner Stirn ein Muttermal

entferne es mit Messers Kuss

Sich von etwas trennen, was sowieso nicht sein kann. Wer keine Mutter hat, kann auch deren Mal nicht tragen. Das Zeichen des Unmöglichen entfernen, mit der Schärfe einer Klinge und der Zärtlichkeit eines Kusses, den nur eine Mutter geben kann. Um zu trösten, Schmerzen zu lindern oder ihre Liebe zu zeigen.

auch wenn ich daran sterben muss

All das wird hingenommen, selbst der Tod, um sich von diesem Zeichen zu befreien oder nur einmal das zu spüren, was einem bisher immer versagt blieb.

Mutter

In ihren Lungen wohnt ein Aal

auf meiner Stirn ein Muttermal

entferne es mit Messers Kuss

auch wenn ich verbluten muss

Nochmals der Hinweis auf die Inkaufnahme des eigenen Todes und mit dem Blut die Betonung auf die eigene Menschlichkeit. Nur ein lebendes Wesen kann verbluten.

Mutter

Oh gib mir Kraft

Wut, Trauer und Sehnsucht sind treibende Kräfte zu unterschiedlichen Taten.

Hinweis: Der hier wiedergegebene Songtext ist urheberrechtlich geschützt. Sämtliche Rechte liegen bei der Band Rammstein bzw. den gesetzlichen Vertretern.

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