Um den heißen Brei scharwenzeln
Es ist ja nicht so, dass man immer einen Text oder ein Gedicht in einem Zug fertig bekommt. Oft hat man eine Idee, einige Sätze oder tolle Formulierungen im Kopf. So schreibt man drauf los, ist voll in Fahrt und dann passiert es: entweder man wird abgelenkt oder der Schreibfluss versiegt unerwartet.
Was tun? Erst einmal ruhen lassen, das unfertige Stück Text oder die Gedichtzeilen, um später daran weiterzuarbeiten. Vielleicht nochmals lesen, um neu anzusetzen. Dumm nur, wenn sich die angefangenen Arbeiten mit der Zeit stapeln oder sie so lange liegen bleiben, dass man sich selbst unter dem Dateinamen nichts mehr vorstellen kann.
Wie aber soll man solche Texte jemals fertig bekommen? Sind doch meist sehr gute Ideen enthalten. Man schleicht um diese halbfertigen Werke herum, nimmt sich vor, daran zu arbeiten, liest eins ums andere Mal drüber, die Finger bereits auf dem Keyboard und dann… …dann passiert wieder nichts. Man hangelt sich von Datei zu Datei, die Zeit vergeht. Man hat alle Texte wieder im Kopf und gleichzeitig ein absolutes gedankliches Durcheinander.
Frustriert schaltet man den Rechner aus oder schlägt den Schreibblock zu und muss sich eingestehen, wieder einmal um den heißen Brei herum scharwenzelt zu sein.
Der Versuch
Nervös ging sie im Flur auf und ab. Wo blieb der Paketservice? Hatten die nicht gesagt, dass alle Aussendungen bis 12 Uhr mittags zugestellt wurden? Erneut griff sie ans Handgelenk und schaute auf die Armbanduhr. Drei Minuten nach 12 Uhr. Nicht, dass das Päckchen verloren gegangen ist.Schon spürte sie leichte Panik aufsteigen. Daran dürfte es wirklich nicht scheitern, der Unpünktlichkeit eines Paketdienstes!
„Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“
Vorwurfsvoll schaute sie zum schwarzen Kater, der seelenruhig auf der Kommode lag, die Vorderpfoten unter den Bauch angewinkelt und auf die Eingangstür starrend. Die tiefgrünen Augen wandten sich ihr zu. Fast gelangweilt schaute er sie kurz an, dann wieder die Tür. Er wartete geduldig. Mit verschränkten Armen blieb sie an der Tür stehen. „Nun klingel schon!“, sprach sie leise vor sich hin.
Seit nun mehr zwei Wochen wartete sie auf die letzte Zutat. In mühevoller Kleinarbeit hatte sie alle Informationen aufgetrieben, sogar Telefonate mit einem Händler in Sri Lanka geführt. Es war nicht gerade einfach, jemanden, der nur gebrochen Englisch sprach zu erklären, dass man genau 111 Jahre alten Ceylon-Zimt benötige…
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