Shore, Stein, Papier

Sick

Über zwanzig Jahre bestimmen Shore, Stein und Papier – also Heroin, Koks und Geld – Sicks Leben. Als Jugendlicher kifft er viel, mit 15 raucht er zum ersten mal Shore. Ein wohlig warmes Gefühl durchflutete ihn und seine Probleme sind vergessen. Als er Monate später erfährt, dass Shore nur ein anderes Wort für Heroin ist, konsumiert Sick die Droge bereits täglich. Um seine Sucht zu finanzieren, verkauft er bald selbst Stoff, begeht zahllose Einbrüche und landet im Knast. Erst nach der Geburt seiner Tochter und mehreren Therapieversuchen gelingt es ihm, den Teufelskreis aus Drogen und Kriminalität zu durchbrechen und die Sucht hinter sich zu lassen.


Mit sieben Wegpunkten erzählt Sick seine Lebens- und Drogengeschichte, beginnend in Sindelfingen, als er mit seiner Mutter und deren neuen Freund nach Hannover ziehen muss. Dort startet er in einem neuen Freundeskreis seine Drogenkarriere mit Kiffen, bis er irgendwann völlig planlos an Heroin kommt. Neben erster Liebe, ersten Einbrüchen und Dealversuchen beschreibt Sick die Drogentrips und wie er zunehmend die Kontrolle über sein Leben und sich selbst verliert.



Die Story kommt schnell und in einem sehr leichten Erzählstil daher, zudem ist sie sehr unterhaltsam, sodass man sich viel eher wie in einem lustigen Roadtrip vorkommt, anstatt in dem abgewrackten Leben eines Drogenabhängigen, dem eigentlich alles egal ist und der auch wenig auf seine Mitmenschen gibt, denn ab einem gewissen Zeitpunkt dominieren Kokain und Geld den Alltag. Ab Seite 300 wird es dann aber doch etwas zäh und langweilig, da die Schilderungen der Knastaufenthalte sich ähneln und die Schilderungen sich wiederholen: Kaputt hin, alte Bekannte getroffen, gekifft wie Sau, Verhandlung Therapie, raus wieder drauf und von vorne.

Zahlreiche ausdrucksstarke schwarz/weiß- Illustrationen von Dido Walstra begleiten die Erzählung, die von Knastaufenthalten, Entzügen, Therapien und Rückfällen, geilen Zeiten als Dealer und einer endlos scheinenden Drogen-Party handelt, der an sehr vielen Stellen durch den saloppen Erzählstil das Tragische abgeht.

Fazit: Ein nettes Buch, fast Popcorn-Kino für den Kopf. Sehr kurzweilig. Kann ich mir gut als Film vorstellen.


Eigene Meinung

Ich bin hin und her gerissen, was ich von dem Buch halten soll, vor allem mit dem Hintergrund „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ gelesen zu haben. Klar, die Drogenkarrieren ähneln sich, aber der Rest ist kaum zu vergleichen.

Während man bei der Geschichte von Christiane F. den Zugzwang der Droge bis hin zur Prostitution verfolgen kann, scheint für Sick alles ein großes Abenteuer zu sein. Besonders die Schilderungen der Partys und Events, die großen Deals mit Drogen und zu guter Letzt auch noch das Auftauchen des leiblichen Vaters geben der Geschichte einen seltsamen Beigeschmack. Es scheint in einigen Abschnitten nämlich so, als sei dieses “Drogen nehmen”, “einbrechen” und “dealen” gar nicht so schlimm. Man muss sich halt nur geschickt genug anstellen.

Dass sich diese Art der Schilderung gut verkauft, beweist die Auflage – das Buch ist mittlerweile die achte und der Erfolg von Sick auf You Tube zeigt, dass der Autor den Ton der Zeit trifft.

Fazit: Wer gerne Bücher zu Sucht und Lebensgeschichten mit der Drogensucht liest, der wird mit Shore, Stein, Papier gut unterhalten. Ob das Buch ein klares Bild auf die Wirklichkeit vermittelt, muss jeder für sich entscheiden.

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