Reimen ist wie Lego mit Wörtern
„Nicht schon wieder diese dummen Reime!“
Dieser Ausspruch klingt heute noch in meinen Gedanken, als habe ihn derjenige erst gerade eben zu mir gesagt. In Wirklichkeit ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen.
Damals saß ich in der Wohnung einer sehr guten Freundin. Wir schmissen dort eine Abschiedsparty für sie, da sie mit ihrem Mann für zwei Jahre nach Ungarn gehen würde. Er hatte dort beruflich zu tun. Ich sollte für uns alle etwas zur Erinnerung in einen Ringbuchordner schreiben.
Dass dieser Satz ausgerechnet von einem langjährigen Freund kam, mit dem ich viel erlebt hatte, verletzte mich umso mehr.
Von da an begann ich, meine Arbeit und meine Gedichte eher zu verstecken, als offen zu zeigen. Nicht aus Scham, sondern aus Selbstzweifeln. Dieser Satz drohte mein eigenes Credo – Reimen ist toll und macht unglaublich viel Spaß! – zu überschreiben.
Ob es das Wort „dummen“ oder die Worte „nicht schon wieder“ waren oder die Art, wie er es gesagt hatte, ist nicht mehr wichtig. Es war abwertend gemeint, und jeder sollte es merken. Seit diesem Zeitpunkt hielt ich mich zurück, wenn es darum ging, für eine Gruppe Karten oder Einträge in Erinnerungsbücher zu schreiben. Noch einmal wollte ich nicht einen Rüffel oder Spott ernten.
Einige Jahre später, in einer ganz anderen gesellschaftlichen Konstellation, sollte ich den Spruch Hab Sonne im Herzen, verlier nie den Mut. Hab Sonne im Herzen und alles wird gut! in ein Gästebuch schreiben. Ich tat, wie mir geheißen. Dabei dachte ich an die vielen vollgeschriebenen Notizbücher und Zettel mit Reimen, die Daheim in Schubladen rumfuhren. Spontan fiel mir ein nettes Gedicht zu den Gastgebern ein. Den Impuls etwas Selbstgereimtes in das Buch zu schreiben, konnte ich schon da kaum mehr unterdrücken. Angst vor Ablehnung blieb, die Freude am Dichten auch und diese wurde stärker.
Dieses Jahr beschloss ich, meine gesammelten Ideen in einem weiteren Gedichtband zu veröffentlichen. Mir macht es unglaublich viel Vergnügen, die Dinge in eine schön klingende Form zu bringen. Das macht sie interessanter, persönlicher.
Gemeinsam mit meinem Sohn reimen wir eigene Lieder oder erfinden neue Worte, probieren deren Klang und unterschiedliche Bedeutungen aus. Es ist wie Lego mit Sprache und die deutsche eignet sich herrlich dazu.
Warum weiter verstecken? Kritiker gibt es immer.
Briefe an die Zeit bei Amazon oder bei Thalia, Weltbild und skoobie
Stille Kämpfer – mein erstes Gedichtband bei Amazon oder Thalia
Schreibe einen Kommentar