Gibt es Alles oder Nichts?

Jim Holt

Es ist die schwierigste und zugleich faszinierendste Frage aller Zeiten: Warum gibt es unser Universum? Weshalb ist es entstanden? Wieso existieren Materie und Bewusstsein, Raum und Zeit? Lässt sich überhaupt eine Antwort finden – oder ist unsere Realität nur der Traum eines verrückten Philosophen?

Jim Holt hat sich auf die Suche nach einer Lösung gemacht. Wie ein Detektiv geht er Spuren nach, spekuliert, kombiniert, experimentiert und sucht wichtige Zeugen auf….

 

In 15 Kapiteln versucht Jim Holt, der einen Frage auf den Grund zu gehen und eine Antwort zu finden: Gibt es Alles oder Nichts? Und wenn es das Nichts gibt, können wir es uns überhaupt vorstellen? Tatsächlich birgt diese eine Frage so viele weitere in sich, dass auch Holt zahlreiche Aspekte aufgreifen muss. Wittgenstein, Heidegger, Einstein, Sartre, Schoppenhauer, Hawking und viele mehr kommen in diesem Buch zur Sprache.Dabei versucht sich der Autor dem Thema durch mehrere Disziplinen der Natur- und Sozialwissenschaften zu näheren. Mathematik, Physik, Theologie und Philosophie, aber auch Kosmologie werden herangezogen, um eine Erklärung für unsere Existenz zu finden.

Leicht macht es Holt dem Leser allerdings nicht. Denn neben den alten Herren der Wissenschaften, bietet er auch mit aktuellen Namen in den unterschiedlichen Disziplinen auf. Diese muss man nicht zwangsläufig kennen. Dem Autor gelingt es sehr gut, die Herren und ihre Forschungen kurz und knapp vorzustellen, um dann mit ihnen die Fragen des eigentlichen Themas anzugehen. Sei es nun der Urknall, die Entstehung der Zeit oder die Tatsache, dass Gott wohl nur die einfachste Erklärung für unser Dasein ist. Holt nimmt das Thema richtig gut auseinander und bleibt kritisch. Dennoch sollte man sich ein bisschen mit Philosophie und Mathematik bzw. Physik beschäftigt haben, um Holt in allen Kapiteln folgen zu können. Zwar sind die Thesen der Forscher und die Erklärungen sehr gut und verständlich formuliert, trotzdem wird man an einigen Stellen Schwierigkeiten bekommen, ihm zu folgen. Für diese Fälle gibt es zu allen Kapiteln immer noch einige Seiten „Zwischenspiel“, das die Hauptthese des Kapitels zusammenfasst und sozusagen die Quintessenz darstellt. Das ist manchmal sehr hilfreich. Ein paar der Kapitel erfordern die volle Aufmerksamkeit des Lesers und regen zum Mit- und Nachdenken an. Auch sollte man sich die Zeit nehmen, die jeweiligen Kapitel am Stück zu lesen, auch wenn sich das Buch als solches wirklich flüssig und gut liest. Inhaltlich sollte man die Gedankengänge am Stück betrachten.

Eins sollte noch erwähnt sein: Dieses Buch liefert definitiv keine Antwort darauf, wie das Universum entstanden ist oder warum wir existieren. Es präsentiert den aktuellen Stand der Forschungen und Überlegungen aus den jeweiligen wissenschaftlichen Bereichen. Zudem hat man als Leser die Möglichkeit, sich dann mit weiterführender Literatur oder eben einen Teilgebiet intensiver zu beschäftigen, das einem am meisten gefallen hat.

Für alle, die sich gerne nebenbei mit Philosophie und Wissenschaft beschäftigen auf jeden Fall ein tolles Buch bzw. Buchgeschenk.

 

Eigene Meinung

An diesem Buch habe ich über ein Jahr gelesen. Es gab Kapitel, bei denen ich es mehrmals weglegen musste, um beschriebene Theorien nachzuschauen oder um mich wieder an längst vergessenes Wissen zu Mathematik und Physik zu erinnern. Ja, ich habe so einiges googeln müssen bzw. wollte mehr Informationen zu einem Teilaspekt. Das hat unglaublich viel Spaß gemacht und wie man mal wieder an den Markern sehen kann, gab es mehr als eine Stelle, die faszinierend war.

Doch nicht jeder mag es, auf diese Art ein Buch zu lesen. Deswegen sei hier erwähnt, dass dieses Buch zwar keine wissenschaftliche Abhandlung ist, aber auch keine einfache Unterhaltungslektüre. Wer zuvor Bücher wie „Die Geschichte der Null“ oder „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ gelesen hat, dem sei gesagt, dass dieses noch einen Schritt weiter geht.

 

Fazit: Wird wohl nochmals gelesen werden. Empfehlenswert allemal.

 

“Am einfachsten lasse sich die Existenz einer solchen Welt durch die Hypothese erklären, dass Gott ihr zugrunde liegen – …“

 

“Ich glaube, wir brauchen einen anderen Erklärungsstil, um Probleme wie freien Willen und Bewusstsein zu lösen—

 

“Einstein ging in seinen Theorien von der Ewigkeit des Universums aus und bog sich seine Relativitätsgleichungen entsprechend zurecht….“

 

“Nach Saussure ist Sprache ein reines Beziehungssystem. Wörter haben keine ihnen innewohnende Natur. Der Eigencharakter der Laute, die wir beim Sprechen erzeugen, ist ohne Bedeutung für die Kommunikation; wichtig ist das System der Kontraste zwischen den Lauten…“

 

“Keine Erklärung der Wirklichkeit ist in der Lage, sich selbst zu erklären…“

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