Nachgefragt bei Claudia Vamvas
Twittern kann jeder, doch nur wenige schaffen es, in 140 Zeichen eine Geschichte zu legen. Claudia Vamvas gehört zu den bekannten Twitterern, die es sehr gut verstehen, kleine Erzählungen in einen Tweet zu packen.
Aus diesen Erzählungen entstand ihr Buch Sitze im Bus, aus dem sie auf der letztjährigen Frankfurter Buchmesse vorgelesen hatte. Grund genug einige Fragen zu ihrer Arbeit zu stellen.
Auf Twitter kennt man Sie unter einem Avatar, das auch Ihren Twitternamen Die Akkordeonistin erklärt. Wie sind Sie zu diesem Instrument gekommen? Ist es doch heutzutage selten genug.
Als Kind spielte ich Gitarre und Klavier und für kurze Zeit auch Cello. Ich war schon über 30, als ich mir von einer alten Schulkollegin ein Akkordeon auslieh und auf einmal entdeckte, dass es sehr gut zu mir passt. Beim Akkordeon bin ich dann geblieben.
Ihr Twitter-Account besteht seit 2011. Was hat Sie zu dem Nachrichtendienst verschlagen? Und wie entstand die Idee, kleine Alltagsgeschichten und Beobachtungen zu twittern?
Mein Sohn hatte mich auf Twitter aufmerksam gemacht. Da ich damals täglich mit dem Bus zur Arbeit fuhr, kam mir eines Tages diese Idee. Ich hätte allerdings nie gedacht, dass ich deshalb einmal ein Interview beantworten würde.
Mit “Sitze im Bus” veröffentlichten Sie bereits 2015 Ihr Ebook, das 122 dieser kleinen Geschichten zusammenfasst. Was war zuerst da: der Titel oder die Idee ein Buch zu machen?
Die Idee, ein Buch zu machen, kam ja nicht von mir. Daran hätte ich überhaupt nie gedacht. Der Frohmann Verlag kam eines Tages auf mich zu und wollte gerne ein E-Book aus meinen Bustweets machen. Da viele meiner Tweets mit »Sitze im Bus« begannen, wählten wir schliesslich diesen Titel.
Bei all den Bus-Geschichten gibt es DIE eine, die Sie nie vergessen werden bzw. die Ihnen immer sofort einfällt?
Ja, es ist der Tweet mit der Frau mit der Harfe:
Immer wenn du denkst, jetzt passt aber wirklich keiner mehr in den Bus, kommt noch eine Frau mit einer Harfe.
Was macht den Reiz bei Twitter aus und wo liegt der Unterschied zum Buch?
Mich reizen das 140-Zeichen-Format und die Unmittelbarkeit. Das Buch hingegen freut mich, weil es etwas Bleibendes ist, etwas, das beispielsweise meine Mutter, die im Altersheim lebt, in der Hand halten kann und im Gegensatz zu Twitter auch versteht.
Viele der Erzählungen sind Beobachtungen. Was weckt eher Ihre Aufmerksamkeit, so dass eine Geschichte entsteht – das grelle laute Bunte oder das zufällig entdeckte unscheinbare Ruhige?
Schon eher das zufällig entdeckte unscheinbare Ruhige.
Was würden Sie mit all den kleinen Geschichten machen, wenn es Twitter nicht gäbe? Würden diese überhaupt existieren?
Ich weiss es wirklich nicht. Es war tatsächlich Twitter, das mich zum Schreiben brachte.
Wie geht es nach dem Buch weiter? Gibt es schon ein neues Projekt?
Ja, ich würde gerne ein Buch mit Kürzestgeschichten – etwas länger aber als ein Tweet – schreiben. Ich habe aber auch noch verschiedene andere Ideen.
Wenn Sie sich zwischen Musik und Schreiben entscheiden müssten, was ist die größere Leidenschaft?
Zurzeit ist es das Schreiben. Die Musik begleitet mich aber schon mein ganzes Leben lang. Und das wird auch so bleiben.
Sie selbst kommen aus der Verlagsbranche und arbeiten als Lektorin. Können Sie zukünftigen Autoren, die mehr aus ihren Tweets machen möchten, einen kleinen Tipp mit auf den Weg geben?
Ich komme ja nicht direkt aus der Verlagsbranche. Ich war 20 Jahre lang Buchhändlerin.
Als Lektorin arbeite ich nicht in einem Verlag, sondern bei einem Sprachdienstleister. Das mit dem Tipp ist schwierig. Ich hatte das Glück, das alles, was im letzten Jahr passiert ist, einfach so auf mich zukam. Dafür bin ich auch sehr dankbar.
Ich bedanke mich vielmals bei Claudia Vamvas für die Beantwortung der Fragen und die zur Verfügung gestellten Bilder. Wer mehr zu ihren Tweets erfahren möchte, besucht am besten ihre Profilseite auf Twitter und akkordeonistin.ch.
Für alle weiteren Projekte wünsche ich Claudia Vamvas alias Akkordeonistin viel Erfolg und freue mich auf neue Geschichtentweets. Bleiben wir also gespannt, was die Timeline bringt!
Schreibe einen Kommentar