Nachgefragt bei Annika Bühnemann
In diesem Jahr wagte sie als Buchcoach, Autorin, Bloggerin und YouTuberin den Schritt in die Selbständigkeit, um auch als Seminarleiterin im Bereich Marketing für Autoren und Selfpublisher tätig zu sein. Auf ihrer Website www.vomschreibenleben.de berichtet sie über Motivation, das Schreiben und wie man sich selbst zu einer Marke gestaltet. Zu diesen Themen sind mir einige Fragen eingefallen und ich freue mich sehr, dass Annika Zeit für die Beantwortung gefunden hat. Lest selbst und lasst Euch motivieren!
Vom Schreiben leben – so lautet nicht nur der Titel Deiner Website, sondern ist der Traum vieler „junger“ Autoren, die ihr Erstlingswerk publizieren oder bereits einige Kurzgeschichten veröffentlicht haben. Was war bisher Dein schönstes und welches war Dein schlimmstes Erlebnis, wenn es darum geht, tatsächlich vom Schreiben zu leben?
Das Schönste ist wohl, dass man sich jeden Tag stundenlang mit dem beschäftigt, was einen glücklich macht und man auch selbst entscheidet, wie was durchgeführt wird.
Ein schlimmes Erlebnis hatte ich bisher nicht, jedenfalls nicht so schlimm, dass es mich verfolgen würde. Ich war Ende 2015 extrem knapp bei Kasse, das war natürlich ein schreckliches Gefühl.
Selfpublishing setzt sich in Deutschland immer mehr durch. Welche drei essenzielle Fragen sollten sich Autoren bezüglich des Marketings stellen, wenn sie ihren ersten Roman veröffentlichen?
- Bin ich bereit, Zeit und Geld zu investieren?
- Wer ist meine Zielgruppe?
- Was macht mein Buch besonders lesenswert?
Was ist der schlimmste Marketing-Fehler, den ein „junger“ Autor begehen kann? Welcher ist Dir bisher untergekommen?
Ich finde es sehr nervig, wenn ich sehe, dass Autoren über nichts anderes als ihr Buch sprechen, jeden Tag x-mal mit dem Amazon-Link um sich schmeißen und mir nicht klar ist, was an dem Buch toll sein soll.
Zudem würde ich immer raten, einen professionellen Cover-Designer zu beauftragen, zumindest beim ersten Buch mit einem Lektor zusammenzuarbeiten und sich Hilfe bei der Umsetzung des Marketings zu holen, wenn man nicht im Thema drin ist.
“Sei ganz du selbst“ lautet der Titel Deines Buches, in dem es um Autorenbranding geht. Was bedeutet eigentlich „eine Marke aufbauen“?
Es bedeutet, seinen eigenen Wiedererkennungswert zu steigern. Heißt: Das Ziel eines Autors sollte langfristig sein, dass die Leser seine Bücher kaufen, weil ER (bzw. sie) sie geschrieben hat, relativ unabhängig vom Buch selbst.
Ich vergleiche das gerne mit Fitzek oder King: Leute sagen „Ich lese den neuen Fitzek“ und nicht „Ich lese gerade das Joshua-Profil, aber keine Ahnung, wer das geschrieben hat.“
Viele Autoren spielen mit dem Gedanken unter einem Pseudonym zu veröffentlichen. Welche Vor- und Nachteile bringt dies im Marketing?
Es ist kein Problem, sich eine Autorenkarriere unter Pseudonym aufzubauen. Man muss nur am Anfang die Entscheidung treffen, dann kann man alle Strategien auf das Pseudonym übertragen.
Wichtig: Je geschlossener das Pseudonym ist, desto schwieriger wird es, echten Kontakt zu den Lesern herzustellen. Wer beispielsweise absolut nicht erkannt werden will, für den fallen Messebesuche in eigener Person flach, was wiederum schade für die Leser ist. Auch Lesungen sind schwierig – aber machbar, beispielsweise, wenn man andere Leute lesen lässt.
Geld ist bei Autoren, die das erste Mal veröffentlichen oft ein Thema. Wann und wie viel sollte man für das Marketing einrechnen? Gibt es da eine Art Faustregel?
Eine Faustregel gibt es nicht. Es gibt Autoren, die ohne Budget Tausende Bücher verkauft haben, weil sie zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren, andere geben mehrere hundert Euros aus und nichts passiert. Ich denke, es ist wichtig, dass man sich für Strategien entscheidet, die ein klares Ziel haben. Bevor ich Geld in etwas investiere, mache ich mir immer klar, was ich als Ergebnis haben will. Gebe ich beispielsweise 100 Euro für Facebook-Werbung aus, will ich auch Verkäufe im Wert von 100 Euro im Gegenzug damit generieren.
Aber um mal einen Wert zu nennen: Ich persönlich investiere pro Buch zwischen 100 und 500 Euro in Werbung, dazu kommen noch Cover und Lektorat/Korrektorat. Somit liegt man bei 1.000-2.000 Euro pro Buch, die man vorschießt – und umso wichtiger ist es, dass man eine Strategie hat, wie man das Geld wieder reinkriegt.
Was genau macht ein Buch- bzw. Autorencoach?
Er (oder sie) begleitet Menschen auf dem Weg von der ersten Notiz bis zum fertigen Buch, in meinem Fall auch darüber hinaus, weil ich das Thema Marketing noch mitbegleite. Mein Fokus liegt allerdings auf Coaches, die ihr Wissen in einem Ratgeber oder Sachbuch verarbeiten wollen, aber auch Belletristik-Autoren helfe ich gerne auf ihrem Weg. Im Juni startet beispielsweise mein erster Online-Schreibkurs für Belletristik.
Wobei kann ein Coach definitiv nicht helfen?
Bei der Umsetzung des Gelernten. Ein Coach zeigt, wie man Dinge tut und arbeitet an „weichen Faktoren“ wie der richtigen Einstellung oder dem Aufbau von Selbstbewusstsein. Es liegt aber am Autor, ob er die Ratschläge annimmt und umsetzt und wie sehr er sich dahinterklemmt. Ein Coach übernimmt nicht die volle Verantwortung für den Erfolg des Buches, weil es letzten Endes immer am Autor liegt, wie er sich und sein Buch schlussendlich präsentiert.
Und eine letzte Frage noch: Verrätst Du uns, wohin Deine Heldenreise dieses Jahr noch geht?
Dieses Jahr ist äußerst spannend für mich und ich werde viel unterwegs sein. Auf der Leipziger Buchmesse habe ich zwei Workshops durchführen dürfen, was ich auch für Frankfurt realisieren will. Mein erster reiner Marketing-Onlinekurs ist im März gestartet, im Juni soll der Schreibkurs hinzukommen. Wenn ich ganz verrückt bin, biete ich eventuell im November ein einwöchiges „Schreib-Retreat“ auf Mallorca an, aber das ist bisher nur ein Hirngespinst. Ansonsten habe ich ein paar Coaching-Kunden und -Kundinnen, auf deren Projekte ich mich sehr freue, und ich halte ein paar Vorträge zum Thema „Bloggen“.
Das sind die Sachen, die ich bisher weiß. Alles andere nehme ich, wie es kommt.
Ich bedanke mich vielmals für die Antworten und wünsche Annika gutes Gelingen bei den kommenden Projekten. Wer mehr erfahren möchte, stöbert am besten in die Leseprobe von Annikas Ratgeber Sei ganz du selbst – Branding für Autoren rein. Mehr zu ihrer Person findet Ihr unter www.annikabuehnemann.de .
Und jetzt ist es an uns endlich ein Held zu werden, damit der oft geträumte Traum, vom Schreiben leben zu können, endlich wahr wird.
Euch allen viel Erfolg!
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