Drachenbrüder
C.M. Hafen
Unter den Millionen Augen der Lichter lebt das Drachenvolk von Leotrim.
Der Drache Norwin hat einen schwierigen Start ins Leben. Eine Amme lässt sein Ei fallen, die Schale ist beschädigt, ein Flügel verletzt. Es wird schnell klar, er wird nie fliegen können. Als er alt genug ist, kommt sein menschlicher Vater, um ihn bei den Menschen leben zu lassen. Die Drachenmutter muss darauf hoffen, dass die jahrhundertealte Verbindung zwischen den Völkern ausreicht, um Norwin einen Platz in ihrer Mitte finden zu lassen.
Anfänglich hat sein halbgebürtiger Bruder Ambro Schwierigkeiten, etwas mit seinem Drachenbruder anzufangen. Die beiden passen nirgends hin. Jeder in Leotrim hat seinen Platz, seine Aufgabe.
Diese beiden müssen nun selbst herausfinden, wofür sie gut sind.
Ambro kann den Tag kaum erwarten, an dem er endlich seinen Drachen bekommen soll, seinen Drachenbruder. Und er wünscht sich so sehr einen Flugdrachen. Doch als der Tag ihrer Verbindungszeremonie kommt und die Chronistin von Leotrim auftaucht, erkennt Ambro seinen Drachenbruder Norwin nicht, was bedeutet, dass er den Drachen nicht versteht. Das allerdings verschweigen ihm seine Eltern, wenn er sie fragt, wann der junge Drache das Sprechen beginnt. Nach der Verbindung muss jedes Kind und jeder junge Drache zur Schule gehen und dort passiert, was eigentlich nicht passieren sollte: Der Lehrer der Wächter der Lüfte, wie die Flugdrachen auch genannt werden, lässt Norwin vom höchsten Podest des Schulbaumes in die Tiefe stürzen. Der Jungdrache mit seinem verkrüppelten Flügel stürzt, doch er überlebt.
Für Ambro bedeutet dies einen schweren Schritt: Er will nie wieder in den Unterricht dieses Lehrers. Was aber soll er mit einem flugunfähigen Flugdrachen anfangen, zudem er ihn noch nicht mal versteht? Es bleibt ihm also nichts anderes übrig, als der Einladung der Chronistin Hangameh zu folgen. Denn wie jeder in Leotrim weiß, schlägt man so eine niemals aus.
M. Hafen schreibt leicht und phantasievoll und schafft mit schönen Sätzen die Welt Leotrim zu zeichnen. Ihr Protagonist, der Junge Ambro, ist ein kleiner Träumer, der mehr in seiner eigenen Welt lebt, als in der, die ihn umgibt. Kein Wunder also, dass er Probleme hat, sich mit seinem Drachen zu verbinden. Neben diesem Paar baut Hafen noch einen weiteren Charakter auf, nämlich die Chronistin Hangameh, die zwar ein junges Mädchen zu sein scheint, aber schon viele Jahre hinter sich hat und zudem eine eigene Geschichte, in der ihre Assistentin Dakota ebenfalls eine Rolle spielt. Diese beiden Handlungsstränge verbindet C. M. Hafen zu einem phantasievollen Abenteuer, das sich zwar schnell lesen lässt, aber dennoch sehr gefühlvoll ist. Genau hier liegt auch die Stärke dieser Erzählung. Zwar sind einige Begebenheiten schnell vorhersehbar und die Ideen nicht unbedingt alle sehr neu, aber es gibt viele Szenen, die wunderschön geschrieben sind und Tiefe haben. Auch die Wortwahl passt. Unterhaltsam und lesenswert allemal.
Zudem hat dieses in einem Kleinverlag publizierte e-Book eine hervorragende Qualität. Sehr gut korrigiert und formatiert. Hier können sich viele andere Verlage noch eine Scheibe von abschneiden. Top!
Eigene Meinung
Auf diesen Roman bzw. eigentlich den ersten Teil des Romans – denn es wird wohl eine Fortsetzung geben, da die Handlung abrupt ein Ende nimmt, – bin ich durch eine Anthologie aufmerksam geworden. In „Exotische Welten“ war ein Part von Drachenbrüder veröffentlich worden.
Wie bereits die Kurzgeschichte, so hat mir auch dieser Romanauftakt gut gefallen. C. M. Hafen hat hier viele schöne Ideen verflochten und eine phantastische Welt mit interessanten Charakteren geschaffen. An einigen Stellen musste ich jedoch schmunzeln, da es mich ein bisschen an die Serie Dr. Schnuggles in Kombination mit Avatar erinnert hat. Dennoch sind die Ideen schön und kurzweilig umgesetzt.
Nicht so gut gefallen, hat mir das Ende. Grundsätzlich habe ich mit Cliffhangern keine Probleme, aber es ist kein richtiger, mehr so ein halber. Gut, das kann allerdings wirklich persönliches Leseempfinden sein. Es endet spannend genug, so dass ich neugierig bin, wie es weitergehen wird. Leider findet man hierzu keine Infos bei O’Connell Press.
„Nie ist ein großes Wort.“
Â
„Inmitten einer taunassen Wiese im Nirgendwo von Leotrim, nicht hier und nicht dort, vermisste der eine den anderen und den Trost, der nicht mit Worten beigebracht werden kann.“
Schreibe einen Kommentar