Und plötzlich macht es KLICK!
Bas Kast
Kreativ, das ist man oder ist es nicht. Kreativ sind Genies und Designer mit Hornbrillen Stimmt das?
Bas Kast hat sich auf den Weg gemacht und selbst nachgeforscht. In Theorie und Praxis. Er hat den Stand der Wissenschaft und neuste Erkenntnisse aus Kognitionspsychologie und Hirnforschung ausgewertet und die vielversprechendsten Methoden selbst überprüft.
Ist Kreativität messbar und falls ja, wie? Sind tatsächlich nur ganz besondere Menschen wie Albert Einstein, Mozart oder sogar Steve Jobs kreativ? Genau diesen Fragen geht Bas Kast in seinem neu erschienenen Buch auf den Grund. Dabei scheut er sich nicht davor auch selbst als Versuchskaninchen für diverse, manchmal sogar seltsame Tests, herzuhalten. So begibt er sich nach Nimwegen, um mithilfe einer Datenbrille eine unmögliche Cafeteria zu betreten, versucht eine Form von Meditation, um seine Kreativität anzuregen, verrichtet auch langweile Arbeit, lässt die Alpha-Aktivität seines Gehirns messen und macht mehrmals den Ziegelstein- oder auch RAT-Test mit.
Diese Erlebnisse verpackt er in kleine Kapitel, die hier und da mit erklärenden Grafiken und Bildern gespickt sind, sodass sich der Leser die Versuche besser vorstellen kann. In anderen Kapiteln stellt er zusätzlich Methoden der heutigen Forschung vor, mit denen versucht wird sich dem Geheimnis der Kreativität zu näheren.
Zudem schreibt Kast unglaublich verständlich, das macht es dem Leser einfach, schnell in die Materie zu kommen, wobei man nicht vergessen darf, dass es sich hierbei nicht um ein rein wissenschaftliches Werk handelt. Vielmehr bietet dieses Buch einen Überblick zu dem Thema und zeigt den heutigen Stand der Forschung. Die Aussage des Autors ist klar: Wir können heute Kreativität zwar irgendwie messen, indem Vorher-Nachher-Beobachtungen gemacht werden. Auch können wir sie anregen und kennen erste Methoden, sie tatsächlich in Versuchen zu steigern. Was allerdings gemessen wird, sind tatsächlich die Unterschiede in den Versuchsreihen, z.B. Anzahl von Nennungen bei bestimmten Tests, Herangehen an Aufgaben, Lösung von Aufgaben. Wie dies aber entsteht, inwieweit Lernen und Kreativität Einfluss aufeinander haben und ob Kreativität sich ähnlich dem IQ erklären und messen lässt, ist noch nicht klar.
Weitere interessante Aspekte, den Kast anspricht, sind die psychologischen Themen im Zusammenhang mit Kreativität, so auch der Einfluss von Alkohol und Ritalin, aber auch die Motivation von Kindern bei Lernvorgängen oder die Eigenmotivation von Erwachsenen und ihr Verhalten in Gruppen. Hierbei immer mit dem Blick auf die Entwicklung der Kreativität. Allerdings beleuchtet er auch den Bereich der Übung und des Trainings. Dabei zieht er aktuelle Größen wie Hans Zimmer als Beispiel heran, aber auch Darwin. In diesem Zusammenhang verweist er auch auf bestimmte Charaktereigenschaften, die diese Persönlichkeiten doch gemeinsam haben: sie haben früher oder später ihr Können und Talent entdeckt, haben eine Nische gefunden und sind erst nach langer Übung und harter Arbeit erfolgreich in diesem Bereich geworden, so auch Steve Jobs, der ebenfalls als Beispiel genannt wird.
Zwar werden einige Themen von Kast nur oberflächlich angesprochen, dafür ist das Buch aber einigermaßen breit aufgestellt. Man merkt, dass der Autor die vielen Fassetten dieses Forschungsbereichs aufzeigen wollte. Das ist ihm auf 232 Seiten gut gelungen. Am Ende des Buches findet man zudem eine Liste mit weiterführenden Links zu Youtube-Videos, Vorträgen und näheren Informationen zu den genannten Studien.
Eigene Meinung
Eine unterhaltsame und gut lesbare Lektüre für alle, die sich mit dem Thema Kreativität etwas genauer beschäftigen wollen und einen Überblick bzw. Orientierung suchen. Interessant auch für diejenigen, die sich mit Motivation und Lerntheorien beschäftigen, hier gibt es einige Zusammenhänge und Überschneidungen, die Kast kurz anspricht.
In dem Buch geht es allerdings wirklich um die wissenschaftliche Betrachtung des Themas. Und plötzlich macht es Klick ist weder eine Sammlung von Kreativitätsübungen, obwohl einige erklärt werden, noch ein Ratgeber zum eigenen Weg in die Kreativität.
Besonders gut gefallen haben mir die Beispiele zu den großen Persönlichkeiten und ihrem Weg in die Kreativität bzw. wie sie überhaupt erst dorthin gefunden haben, aber auch die Beschreibungen einzelner Versuche aus den unterschiedlichen Studien. So bin ich tatsächlich nach dem Kapitel „Kreativer frühstücken“ die Treppen auf unserem Grundstück (es sind an die 100) rückwärts hoch- und runtergelaufen. Gut, ich bin weder auf Anhieb kreativer geworden, noch hatte ich dabei einen Geistesblitz. Es war aber hochinteressant zu beobachten, wie sich mein Gehirn anstrengen musste, diese so alltägliche Sache einmal anders zu machen. Probiert es aus!
„Umgekehrt können eine Hausfrau, ein Sportler oder ein Steuerberater ebenfalls kreativ sein, auch wenn mein Steuerberater natürlich nicht dazugehört.“
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„Kinder sind wahrscheinlich die neugierigsten Wesen, die es überhaupt gibt. Sie haben noch nicht gelernt, dass man unter Umständen als blöd gilt, wenn man naive Fragen stellt oder das Unmögliche versucht.“
Einen ganz herzliches Dankeschön an den S. FISCHER Verlag für dieses Rezensionsexemplar. Schönes und unterhaltsames Buch, mit dem Bas Kast die Leser zum Ausprobieren animiert und auf weitere Themen neugierig macht. Lesen lohnt sich. Â S. FISCHER – ISBN 978-3-10-038304-4
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