Skoobe vs. Amazon Kindle-Unlimited
Sicherlich, solange wie es Kindle-Unlimited, den Leseservice von Amazon nicht in Deutschland, Österreich und der Schweiz gab, war skoobe.de eine spannende Idee für alle E-Reader-Besitzer, die sehr viel lesen. Denn das Startup bot bereits 2010 die E-Book-Flatrate mit einer App für nahezu alle Betriebssystem und Geräte. Dabei konnte und kann man noch zwischen drei Preis-Paketen wählen. Eine schöne Sache für Vielleser.
Doch seitdem der Marktriese Amazon sein eigenes Ausleih-Programm gelauncht hat, hört man von dem in München ansässigen Unternehmen nicht besonders viel. Dies mag wohl mehrere Gründe haben.
Tatsächlich wirbt Amazon mit ca. 700.000 Titeln und bis zu 15 Büchern, die man zeitgleich ausleihen kann, das für 9,99 EUR im Monat inkl. Steuer. Für das gleiche Geld erhält man bei skoobe.de gerade einmal den Basis-Tarif, der einen genau 3 Titel zur gleichen Zeit lesen lässt. Für mehr muss man eine teurere Variante wählen. Jetzt werden alle sagen: Ist ja auch logisch, Amazon ist viel größer und bedient wieder einmal das deutsche „Geiz-ist-geil“-Prinzip. Doch das ist nicht alles. Während Amazon ebenfalls ein App für den PC und andere Mobile Geräte anbietet und den Lesezugriff somit auch auf allen diesen Geräten zulässt, beschränkt skoobe.de die Nutzung im Basis-Tarif auf genau 2 und im Premium (EUR 19,99 im Monat) auf gigantische 3. Wozu?
Wahrscheinlich fragen sich nun einige, wie Skoobe.de neben Amazon als Startup bestehen kann, denn irgendwann ist der zeitliche Vorsprung dahin und viele Kunden doch zum Marktführer abgewandert. Diese Frage werden sich die Investoren des Unternehmens wohl auch gerade stellen. Denn Skoobe.de ist ein in Auftrag gegebenes Unternehmen (fast möchte man Joint Venture sagen) von den Bertelsmann-Töchtern Arvato, Random-House und der Verlagsgruppe Holtzbrinck.
Der einzig ersichtliche Unterschied ist tatsächlich, dass Skoobe.de sich damit rühmt, ein offenes System zum Lesen von E-Books geschaffen zu haben und sieht die geschlossenen Systeme der anderen E-Reader-Anbieter als überholt an. So zumindest äußerte sich der Geschäftsführer und Firmengründer Henning Peters in einem Interview aus 2013 auf Ingenieur.de.
Was bisher keiner verraten hat, ist die Art wie Autoren und Schriftsteller von dieser Art der Buchverleihe profitieren. Zumindest in diesem Punkt hat Amazon die Nase vorne und zeigt Transparenz.
Wo führt das eigentlich hin?
Da probieren also die Verlage gemeinsam gegen das „Monster“ Amazon anzukommen und an Ideen mangelt es nicht. Doch jede Idee scheint im Laufe der Zeit vom Weltmarktführer einfach kopiert zu werden. Haben die Kritiker also letzten Endes doch Recht und wir sind alle Sklaven von Google, Amazon und Facebook, um hier gleich mal die drei Bösewichte des digitalen Zeitalters zu nennen? Oder verpassen die großen Verlage, die momentan an so vielen Fronten kämpfen, doch eher den Trend der Zeit und vernachlässigen die Entwicklungen im Bereich des Selfpublishings? Gewiss, jedes Unternehmen hat als Ziel die Gewinnerzielungsabsicht, aber zu welchem Preis?
Sicherlich bedient skoobe.de das Klientel der Idealisten, die sich nicht durch einen Marktführer versklaven lassen wollen. Doch warum sollte man zu einem kleineren Unternehmen gehen, wenn der Riese einmal alles bietet?
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