ARMAGEDDON TV

Christian von Aster

Hal Davidson will ein Vorbild sein, Sit Hatlogg sinnt auf Rache, Poe Network braucht die Quote. Und die Welt will einen Star. In einer nicht allzufernen Zukunft ist die mediale Macht fast vollständig in der Hand von Poe Network. Auf allen Kanälen liefern sich Sportler, von Werbepausen unterbrochen, brutale Kämpfe. Doch das Volk ist dem langsam überdrüssig. Die Zuschauerzahlen sinken. Ein neues Format muss her. Für dieses neue Spiel werden noch größere Geschütze aufgefahren. Und so findet sich eine Handvoll Menschen in den unbarmherzigen Mühlen der Medienmaschinerie wieder. ARMAGEDDON TV ist grandiose Social Fiction und eine bitterböse Mediensatire auf Big Brother, Popstars und den Krieg um die Quote.

Die Welt von Hal Davidson dreht sich nur um eine Sache: den Sport. Als Spieler der äußeren Liga möchte er es endlich in die innere schaffen, denn nur dort verdient man das wirklich große Geld. Erst dann könnte er seiner kleinen Familie all das bieten, was das Leben schön macht und genau dafür ist er bereit, alles zu tun, was notwendig ist. Kein Wunder also, dass er das Angebot von Poe Network, das ihm von Heidrich, der rechten Hand des mächtigsten Mannes in der Fernsehbranche, gemacht wird, sofort annimmt.
Das Duell, das er gegen einen Geschädigten führen soll, so werden ehemalige Spieler genannt, die in früheren Kämpfen Gliedmaßen verloren haben, erscheint ihm zuerst unfair. Doch der Ruhm und die Aufmerksamkeit der Medien haben Davidson längst in ihren Bann gezogen. Viel zu spät merkt er, wer tatsächlich sein Gegner ist. Trotzdem sieht er sich bis zum Schluss auf der Siegerseite, auch dann noch, als seine Frau Cybill sich immer mehr von ihm distanziert und sich sogar gegen seinen Willen für Glorygirl, das Schmuddelmagazin schlechthin, auszieht. Von den Machtkämpfen, die währenddessen auf der höchsten Etage des Senders ablaufen, bekommt er nichts mit, obwohl es dabei auch um sein eigenes Leben geht.

Von Aster hat an alles gedacht in diesem fiktiven Roman über die Gesellschaft und ihren teilweise absurde Blüten treibenden Medienkonsum: Ein riesiges Sender-Imperium mit gewissenlosem Boss und seinen Angestellten, die alles dafür tun, um auf der erreichten Position zu bleiben, wobei Drogen und Alkohol die kleinsten Übel sind. Eine umsatzgeile Industrie, die alles und jeden sponsert. Intrigen, Bestechung, Erpressung, Gewalt, Sex und Mord. Alles ist dabei, und am Ende kommt es, wie es kommen muss: jeder bekommt das, was er verdient.

ARMAGEDDON TV
Eigene Meinung
Eins muss man von Aster lassen, er hat bei diesem Roman wirklich an viele tolle Details gedacht. Vor allem hat er aber seinen Protagonisten und Antagonisten sehr schön ausgearbeitet. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch der Verlauf der Geschichte war spannend, wenn auch vorhersehbar aufgebaut. Sicherlich, dieser Roman ist durch die Überspitzungen und teilweise rohe Gewalt satirisch aufgelegt. Ob das aber tatsächlich böse und gesellschaftskritisch sein soll, muss jeder Leser für sich selbst entscheiden. Zwar spricht der Autor viele Punkte an, aber der Ausgang der Geschichte ist so unglaublich nach Schema F konstruiert, das es langweilig ist. Erschreckenderweise erkennt man darin aber genau das Muster so unendlich vieler Formate, die tagtäglich auf den vielen privaten und staatlichen Sendern laufen, dass man sich fragen muss, ob man nicht bereits darauf trainiert ist, dass Geschichten genauso und nicht anders zu enden haben. Das zumindest ist einen Gedanken wert.

Was mich wirklich sehr auf die Palme gebracht hat, waren die unglaublich vielen Fehler in dem Text. Entweder fehlen Worte, oder es sind welche zu viel, gleiches gilt für Buchstaben und Kommas, Grammatik, etc. Falls dieser Roman tatsächlich 2011 neu überarbeitet wurde, ist vielleicht als e-Book die falsche Datei eingestellt worden. Auf jeden Fall liefert mancher Indie-Autor für 2,99 EUR einen besser korrigierten Text ab, als diesen hier. Das sage ich ausgesprochen ungern, weil ich Christian von Aster als Erzähler und Vorleser sehr schätze und wirklich jedem empfehlen kann, eine seiner Lesungen zu besuchen. Es lohnt sich!

Fazit: Ganz nett, aber nicht überragend.

Wer mehr über den Autor erfahren will: Hier geht es zur Autorenseite.

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