Vikings – irgendwie enttäuschend
Sind wir doch mal ganz ehrlich: seit „Game of Thrones“ hat es keine Fantasy-Serie wirklich leicht. Die Latte ist sehr hoch gelegt. Vor dem Serienstart von Vikings war ich noch voller Hoffnung, dass diese Reihe doch wenigstens die Zeit zwischen den neuen Staffeln von GOT überbrücken kann. Besonders gefreut hat mich die Idee von Pro7, freitags gleich drei Folgen hintereinander zu senden. Da hat man wenigstens etwas vom sonst ziemlich miesen Fernsehabend.
Nach 1,5 Folgen enttäuscht ausgeschalten
Okay, dachte ich: Wikinger, tolle Trailer, schöne Kulissen – wird schon eine tolle Story dahinter stecken. Die ersten Minuten waren noch interessant und die Special-Effects, der mystische Touch ließ sich gut an. Das erste Stutzen kam aber schon bei Folge 1, als plötzlich der Vater zum Sohnemann sagt: „Du musst hinschauen, sonst kommt er nicht nach Valhalla.“ Dazu die Szene einer Enthauptung.
Moment mal! Erste Folge GOT, Stark köpft einen Deserteur der Nachtwache und welcher Satz wird gesprochen? „Nein, Vater merkt, wenn du nicht hinschaust.“
Über solche Sachen kann man noch milde hinwegsehen, aber es kam schlimmer. Seltsame Dialoge und eine ziemlich offensichtliche Story ließen meine Mundwinkel von Szene zu Szene nach unten sinken. Da haben wir also noch einen Bruder im Schatten, der ausgerechnet um die Frau des Protagonisten buhlt, einen bösen Earl, dem man Treue schwört und den durchgeknallten Floki, der eine Mischung aus Johnny Depp und irgendeinem Charakter aus dem Marvel Universum abgibt.
Total bescheuerte Synchronisierung
Es gibt tatsächlich viele Möglichkeiten, eine Serie total zu versauen. Bei uns schaffen es die Verantwortlichen regelmäßig auf eine sehr tragische Art und Weise. Nämlich mit einer Synchronisation, die jedem Brechmittel garantiert Konkurrenz machen kann, á la: „Was machen deine Eltern?“ – „Die haben gerade Sex.“ Ja, ein schöner Dialog inmitten einer altertümlichen Kulisse und der einzige Gedanke, der einem dabei noch durch den Kopf schießt, ist der, dass die SO nie nach Valhalla kommen.
Eine zweite Chance
Trotzdem wollte ich die Serie nicht aufgeben und machte es mir am darauf folgenden Freitag nochmals vor dem Fernseher gemütlich.
Genau 15 Minuten habe ich durchgehalten, bevor das erste Schnauben nicht mehr zu unterdrücken war. Der Hauptdarsteller Travis Fimmel mag als Fotomodell wirklich gut sein, aber als Schauspieler sieht er nur nett aus und macht zu allem und jedem dieselben Gesten und scheint genau zwei Gesichtsausdrücke zu besitzen: verschmitztes Grinsen und böses Stirnrunzeln.
Da hat Gustaf SkarsgÃ¥rd mit seiner Rolle des Floki schon mehr zu bieten, aber das hilft lediglich bei den Szenen, in denen er vorkommt (ist übrigens der jüngere Bruder von Alexander SkarsgÃ¥rd – spielt den Eric Northmann in der Serie True Blood).
Ich will nicht aufgeben, aber als Rollo, Bruder von Ragnar, dem Earl vorgaukelt, seinen Bruder zu verraten, es aber tatsächlich aus Liebe zu Lagertha nicht tut, was Ragnar vor einem Todesurteil rettet, quittiert sie das in den darauffolgenden Szenen mit einem „Sowas will ich nicht hören“, als er gesteht, es für sie und nicht den Bruder getan zu haben. Danach muss ich ausschalten.
Was für eine bescheuerte Story soll das denn sein? Die Charaktere mehr als seltsam ausgearbeitet und manchmal absolut stumpfsinnig, wie der Sklave Athelstan („Ich weiß, was er tut. Er bereitet sich vor.“). Oh Mann!
Könnte mir bitte jemand verraten, warum diese Serie überall so gute Kritiken bekommt? Ich blick’s nicht.
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