Die Zeitung ohne Inhalt
Was steht da eigentlich drin?
Die taz hat das geschafft! Sie ist wohl die erste deutsche Zeitung, die es fertig bringt, ihren Lesern einen halbleeren (nicht inhaltlosen, denn das kann fast jeder) Artikel zu verkaufen: Ein Interview mit Philipp Rösler. Gedruckt wurden dabei lediglich die Fragen der Zeitung, denn die Antworten wurden von Röslers Pressestelle nicht freigegeben.
Jetzt könnte man denken, dass die Redaktion sich kurzerhand entschließt, so einen Beitrag gar nicht abzudrucken. Aber Pustekuchen! Wie man heute auf SPIEGEL Online sehen konnte, haben sie es tatsächlich gemacht. Einfach mal ein Bild, Einleitung und die eigenen Fragen. Anstelle der Antworten leere Stellen. Super!
Eine geniale Idee, um als Zeitung mal wieder etwas Aufsehen zu erregen? Eine überforderte Redaktion oder eine mutige? Jetzt darf wohl spekuliert werden. Tatsache ist allerdings, dass es anscheinend noch genügend Leser gibt, die für so etwas Geld ausgeben. Gab es denn kein anderes Thema, keinen einzigen guten Artikel, den man Anstelle dieser zwar provokanten, aber völlig sinnbefreiten Peinlichkeit hätte bringen können? Sind wir schon auf solch einem intellektuellen Niveau angekommen, dass es uns vollkommen ausreicht, lediglich die Ideen einer Zeitung zu lesen? Ich stelle mir gerade vor, wie die BILD-Zeitung das toppt: „Mann nach zwanzig Jahren aus Koma erwacht“ – lesen Sie nix auf Seite 3! Hammer, das kommt bestimmt und für die Verlage auch eine hervorragende Möglichkeit um weitere Kosten einzusparen. Schließlich braucht man nur noch einige clevere Leute, die sich Schlagzeilen und Fragen ausdenken. Was das an Reisekosten spart und andere Auslagen. In unserer schnelllebigen Zeit will sowieso keiner mehr lange Texte lesen.
Mutige Redaktion
Könnte man denken. Schließlich gehört tatsächlich ein bisschen Mut dazu, so etwas in einer renommierten Zeitung abzudrucken. Vielleicht ist es aber auch nur Verzweiflung, weil einem einfach keine besseren Inhalte mehr zur Verfügung stehen. Die Printmedien stehen unter Druck. Auflagen und Anzeigenzahlen sinken. Die Leser wenden sich immer mehr den Online-Magazinen zu. Irgendwie muss man also auffallen und sei es nur durch weißes Papier.
Wir lassen uns wirklich alles gefallen
Die einzigen Idioten sind wir Leser. Wir kaufen uns diese gedruckten Zeitungen und PDF-Artikel und müssen feststellen, dass uns auch noch unfertige Ware untergejubelt wird. Komisch, ein Auto ohne Motor würde keiner dem Händler abnehmen. Bei dieser Art des Journalismus wird dann noch von Kreativität und Interpretationsfreiheit gefaselt. Da fällt mir nur noch eine Sache zu ein: BILD dir deine Meinung! Ist wahrscheinlich auch günstiger.
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