Seltsame Fragen
Fliegen Sie auch nach New York?
Beantworten wir nicht täglich eine Menge von Fragen? Oft sind es ziemlich belanglose, z.B. „Schmeckts?“, „Was hörst du da?“ oder „Wie ist das Wetter bei Euch?“. Von Zeit zu Zeit müssen wir uns allerdings auch Fragen stellen, die unser Leben stark verändern oder uns völlig aus der Bahn werfen, denn nur die wenigsten müssen eine Antwort auf „Willst du mich heiraten?“ mehr als einmal geben und noch viel weniger eine auf „Sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden?“. Sicherlich, die zwei letzten Fragen sind nicht einfach zu beantworten und schon gar nicht voreilig. Auch wenn man bei diesen Entscheidungen lange überlegen muss, findet man letzten Endes gezwungenermaßen eine Antwort, außer der Lauf der Dinge kommt einem zuvor.
In einer aufgeklärten Zeit, in der man Gelegenheit zum Nachdenken und fast uneingeschränkten Zugang zu Informationsquellen hat, sind Fragen nach dem Sinn und Leben fast zur Routine geworden. Reizvoll also, wenn man über eine wie diese stolpert: Gibt es einen größeren Irrtum als die Annahme, die Erde sei eine Scheibe?
So gelesen in einem Artikel auf SPIEGEL online. Da muss man schon eine ordentliche Erklärung parat haben, wenn einem undurchdachten Ja/Nein als schnelle Antwort, eine weitere Frage folgt.
Wir schmettern den Fragenden ein überzeugendes „Nein!“ entgegen
Der Fragende schmunzelt nur und seine prompte Frage lautet: „So? Wir sind also allein im Universum? Es gibt einen Gott? Wir finden die Formel für das ewige Leben?“
An dieser Stelle lassen sich unzählige ähnlicher Fragen anführen und alle laufen nur auf die Tatsache hinaus, dass wir viele Dinge noch nicht oder nie werden beweisen und damit beantworten werden können. Der Glaube, die Erde sei eine Scheibe hat aber eine ganze Zeit lang das Denken und Handeln der Menschheit bestimmt. Erst als ein Beweis diese Vorstellung widerlegen konnte, wusste man, dass man sich geirrt hatte. Eine weitreichende Erkenntnis, nicht nur für die damalige Zeit. Denn schließlich waren zu der Zeit Leben, Gesellschaft, Religion und Politik auf ein bestimmtes Weltbild ausgelegt und bestimmten selbst die Wissenschaft. Man kann also mit Recht behaupten, dass diese Annahme die größte der Menschheit ist. Man konnte sie zumindest widerlegen. Doch was war mit der Erkenntnis, dass nicht Gott die Menschen erschaffen hat und schon gar nicht die Frau aus der Rippe eines Mannes, sondern wir allesamt von den Affen abstammen bzw. dieselben Vorfahren haben? Jetzt kann man sich herrlich streiten und weitere von der Wissenschaft aufgedeckte Irrtümer aufführen, die den Verlauf und die Entwicklung der Menschheit gravierend verändert haben.
Beantworten wir diese Frage mit einem beherzten „Ja!“
Welchen größeren Irrtum gibt es also, ist wohl die logische Frage, die unserer Antwort folgen wird. Die Bejahung scheint auf den ersten Blick wesentlich einleuchtender, als das Abstreiten. Doch was macht uns in diesem Fall so sicher? Wären die Menschen damals nicht los gesegelt, um zu schauen, was dort hinten an der Kante des Meeres ist, würden wir dann immer noch denken die Erde sei eine Scheibe? Vielleicht aber wären wir heute der Meinung, sie sei ein Würfel oder sogar ein Schiff, mit dem wir durch das Weltall fahren.
Zielt diese Frage also gar nicht auf den Beweis, sondern auf die Vorstellung ab? Sie ist nicht umsonst in der Gegenwartsform formuliert. Es wird heute keiner mehr bestreiten wollen, dass die Erde keine Scheibe ist. Was also ist der größt anzunehmende Irrtum unserer Zeit? Erst vor kurzem mussten die Wissenschaftler feststellen, dass der Weltraum immer schneller anstatt langsamer, wie bisher angenommen, expandiert. Wir wissen immer noch nicht, was die Antimaterie ist. Hat Einstein Recht mit seiner These, dass die Lichtgeschwindigkeit die höchste ist, die jemals erreicht werden kann?
Wir wissen es nicht. Erst wenn wir an einem Tatbestand zweifeln können, hat unsere Vorstellung die Chance, einen Irrtum zu erkennen. Das allerdings ist der erste Schritt.
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