Das Problem des Großvaterpardoxons und der Zeitreise
In dem Roman, den ich gerade lese, geht es um Einstein. In einem Kapitel wurde nun das Großvaterparadoxon erwähnt und schon ging die Grübelei los…
Es geht schon damit los, dass es sich bei diesem Paradoxon um den Großvater handelt. Eigentlich ein ziemlich komisches Beispiel, denn der Vatermord in jungen Jahren würde genügen, um die angebliche Unmöglichkeit ausreichend darzustellen.
Doch im Grunde geht es um etwas anderes. Nämlich die Veränderbarkeit der Vergangenheit im Hinblick auf die Gegenwart bzw. Zukunft, wenn Zeitreise möglich ist. Hierzu stellen sich unglaublich viele Fragen und man kann genauso viele Thesen aufstellen. Hier einige Beispiele.
1. Was ist eigentlich noch Gegenwart, wenn man in der Zeit reisen kann?
Gehen wir davon aus, dass wir tatsächlich rückwärts in der Zeit reisen können. Wir bewegen uns also nach Lust und Laune in der bereits stattgefundenen und momentan stattfindenden Geschichte.
Somit sind beide für uns Gegenwart. Denn die Vergangenheit ist, sobald die Reise in sie angetreten wurde, nicht mehr Vergangenheit, sondern Gegenwart und das, was wir zuvor als Gegenwart bezeichnet haben, rein theoretisch bereits bekannte Zukunft.
Dies führt zwangsläufig zu Frage 2.
2. Gibt es überhaupt noch eine Zukunft, wenn man in der Zeit reisen kann?
Diese Frage mag im ersten Moment etwas seltsam klingen. Doch betrachtet man die Ausführung zu Frage 1, so gibt es auch keine Zukunft mehr. Wäre also die Zeitreise in die Zukunft möglich, wäre diese genauso Gegenwart, wie die Vergangenheit. Denn man würde sich in der Zukunft gegenwärtig aufhalten. Man müsste also lediglich zwei Zukunftszustände unterscheiden:
a) Bereits bekannte Zukunft, sprich tatsächliche Gegenwart, betrachtet vom Standpunkt des in die Vergangenheit Gereisten.
b) Unbekannte Zukunft des in die Vergangenheit Gereisten vom Standpunkt des in die Vergangenheit gereisten, denn dort ist momentan seinen Gegenwart.
Zeitgleich wäre die Gegenwart die bekannte Vergangenheit einer unbekannten Zukunft. Logisch!
3. Wie oft kann man existieren?
Tatsache ist doch, dass auch wenn man in der Zeit reist, man lediglich nur einmal existiert. Wenn ich also jetzt in die Vergangenheit reisen würde, wäre ich nicht mehr in der momentanen Gegenwart, sondern diese wäre für mich, von meinem Standpunkt in der Vergangenheit unvermeidlich Zukunft.
Verfolgt man diesen Gedanken weiter, so muss man darauf schließen, dass durch Zeitreise nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft Einfluss auf die Gegenwart nimmt. Dies führt also zu einem Problem im Großvaterparadoxon.
4. Das paradoxe am Großvaterparadoxon – kausaler Zusammenhang?
Würde ich in die Vergangenheit reisen können, um dort meinen Großvater umzubringen, müsste es gar nicht möglich sein. Hier sind wir bei dem selbstkonsistenten Universum, da mich meine eigenen Zukunft überholen würde.
Ich reise in die Vergangenheit, bringe meinen Großvater um, werde quasi nicht geboren, d.h. ich müsste mich sofort in Nichts auflösen. Wenn ich mich aber in Nichts auflöse, kann ich gar nicht in die Vergangenheit reisen, weil dieser Vorgang ja in der Zukunft stattfindet. Soweit stimmt das Paradoxon ja, ABER ich befinde mich gar nicht mehr in der Zukunft, sondern in der gegenwärtigen Vergangenheit und zwar noch vor meiner tatsächlichen Zeugung. Nach der Logik, des Nichtexistierens in Abhängigkeit von den Vorfahren kann ich dort aber gar nicht sein, weil womöglich mein Vater noch gar nicht geboren wurde und ich ebenfalls nicht. Wie also den Opa töten?
5. Materie abhängig von Zeit?
Betrachtet man das Großvaterparadoxon, so muss Materie zwangsläufig von der Zeit abhängig sein, nur so kann man die eigene Existenz auslöschen, wenn man seine Vorfahren tötet. Dies wiederum hat aber zur Folge, dass Materie, in diesem Fall der menschliche Körper, inkl. Geist, an den Verlauf der Zeit gebunden sein muss. Dies würde Zeitreise aber unmöglich machen, weil ich nur bis zur eigenen Geburt zurück reisen könnte. Das Großvaterparadoxon wäre damit absolut unmöglich. Man könnte sich nur in der Zeit seiner eigenen Lebensdauer bewegen. Selbstverständlich dann vor und zurück, falls möglich.
6. Materie unabhängig von Zeit?
Hier kommt das Mögliche am Unmöglichen und das Großvaterparadoxon ist keins mehr. Wenn Materie von der Zeit unabhängig reisen kann, dann ist es mir sehr wohl möglich meinen Großvater zu töten und weiter zu existieren. Jetzt kommt aber das ABER:
Zwar reise ich in der Zeit zurück, gehe aber davon aus, dass meine Gegenwart die Gegenwart bleibt, die ich als Ausgangspunkt der Reise wähle. Mit dem Tod meines Vorfahren ist dies nicht mehr der Fall. Ich kann nicht mehr in der Zeit vorwärts reisen, d.h. zurück in meine ursprüngliche Gegenwart. Ich muss in der Zeit meines Großvaters bleiben und bin „ahnenlos“.
Egal wie man das Großvaterparadoxon dreht und wendet. Wir knüpfen die Materie, also uns, an die Zeit und versuchen das biologisch Unmögliche, als Argument gegen Zeitreisen zu verwenden. Fakt ist, das wir uns momentan noch kein Leben vorstellen können, das der stetigen Veränderung unterliegen könnte. Sprich, die Vergangenheit wäre kein starres Konstrukt, sondern eine weitere Gegenwart.
In gewisser Weise würde dies zum absoluten Chaos führen. Interessant hierbei wäre dann die tatsächliche Zeitmessung.
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