Lesen wir im Sommer andere Bücher als im Winter?
Im Sommer über Liebe
im Winter über Schmerz
Beeinflussen Jahreszeiten unser Leseverhalten und die Buchwahl? Ist es nicht etwas seltsam am Strand einen historischen Roman zu lesen, dessen Handlung im tiefsten Winter spielt? Liest man in der kalten Jahreszeit eine Anthologie zum Thema „Verpatzter Sommerurlaub“? Und falls ja, wie fühlt es sich an?
Stimmige Stimmung
Wenn die Handlung spannend und gut geschrieben ist, versinkt man in meinem Buch und vergisst seine Umwelt. Doch was ist, wenn die Umgebung nach Meer, Sand und Sonnencreme riecht? Die Temperatur um die 30 Grad beträgt und sich am Körper kleine Schweißperlen bilden. Da braucht es schon einen verdammt guten Autor, um einem die Kälte des Winters in die Phantasie zu zaubern. Vielleicht sehnt man sich sogar zur Abkühlung nach der Kälte eines Oktobermorgen, wenn der Protagonist durch den Wald ins Verderben stapft.
Fühlt es sich nicht irgendwie komisch an, sich lesend an einen karibischen Strand zu versetzen, wohl wissend, dass man gerade dicke Wollsocken trägt, der heiße Tee oder Kaffee auf dem Tisch dampft und man die Schmusedecke um sich geschlungen hat? Kann man sich da das Rauschen des Meeres und einen guten Pina Colada vorstellen?
Beim Lesen der letzten zwei Bücher habe ich mich dabei ertappt, dass es mir wesentlich leichter fiel, mich in die Handlung von „Das Isis-Tor“ hinein zu versetzen. Spielt sie doch in der heißen Wüste Ägyptens. Das war jedenfalls leichter, als sich die Winterlandschaft Schongaus in „Die Tochter und der schwarze Mönch“ vorzustellen. Wobei es garantiert nicht an den Autoren lag, sondern an meiner Umwelt. Wenn draußen die Sonne heiß vom Himmel scheint, man selbst im Freibad oder Park liegt und im Buch die Helden sich durstig durch die Wüste kämpfen, ist der Leseeindruck anders, als bei Regenwetter auf dem Sofa.
Wählen wir ein bisschen unbewusst Winter- und Sommerlektüre aus?
Vielleicht. Wie viel Magie birgt ein Sommertag? Wie kompliziert kann eine Geschichte sein, damit man sie am Baggersee lesen kann? Wie melancholisch darf ein Held werden, wenn draußen der graue Himmel weint?
Ohne Zweifel, egal zu welcher Jahreszeit, es ist die Kunst eines jeden Erzählers, den Zuhörer bzw. Leser so in den Bann der Geschichte und Handlung zu ziehen, dass er seine eigene Welt vergisst.
Trotzdem lese ich persönlich im Sommer lieber lustige und einfache Lektüre, wobei das Genre egal ist. Im Winter dagegen eher Fantasy, schwierigere Bücher und Sachbücher, die mehr Aufmerksamkeit erfordern.
Wie ist es bei Euch? Habt Ihr Jahreszeitenlektüre oder ist es egal, wann Ihr welches Buch lest?
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