Lesen wir tatsächlich nur Bestseller und gut promotete Bücher?
Wahrscheinlich wurde diese Frage schon einige Male gestellt. Besonders nach dem Hype um Sarrazins Buch darf man hinterfragen, wie leicht wir uns als Leser beeinflussen lassen. Sarrazin soll hier nicht als Paradebeispiel dienen, wir können genauso gut „Feuchtgebiete“ oder, wie hieß doch gleich das halb geklaute Buch, an dem auch Papa mitgeschrieben hatte? Ach ja, richtig, „Axolotl Roadkill“. Am Schluss mehr so der Ha-Ha-Effekt, anstatt AHA.
Nachdem ich auf The Cynxpire einen kleinen Beitrag zu „Die hohe Literatur“, auf Literaturcafe den Beitrag zu „Urlaubslektüre: Verkauft die Leser nicht für hummeldumm!“ und noch „Der Streit ums Bestseller-Backen“ auf Durchschuss gelesen habe, habe ich den eigenen SuB der letzten sechs Wochen gesichtet.
Was lesen wir eigentlich?
Hier geht der ganze Schlamassel los. Die hohe Bildungselite studiert Feuilletons angesagter Tageszeitungen und pickt sich entsprechend niveauvolle Lektüre heraus. Dann hätten wir noch die angesehenen Literaturkritiker, z.B. Denis Scheck, die einem deutlich machen, was man lieber liest und am besten lässt. Ob nun die Lektüre der Feuilletons-Leser tatsächlich niveauvoll ist, sei dahin gestellt. Man darf ruhig zweifeln, auch als „weniger elitär“ Gebildeter.
Wenn in Deutschland tatsächlich jährlich an die 90.000 Bücher veröffentlicht werden, wie soll man da als Leser selektieren? Wie findet man am besten seine persönlichen Favoriten? Was entgeht uns an Büchern, weil wir nicht von ihnen erfahren oder auf sie aufmerksam werden?
Lassen wir uns unbewusst diktieren, was wir lesen sollen, allein aus der Tatsache heraus, dass es schwer ist, diese Flut an Büchern zu überblicken? Wollen wir wirklich wissen, welcher Prominente wie lebt? Ist ein Buch aus dem Großverlag sozusagen per Verlagsname gut?
Mit Sicherheit liest jeder das, was ihn interessiert. Was aber beeinflusst unsere Entscheidungen ein bestimmtes Buch zu lesen?
Letztendlich stellt sich die Situation in der Buchhandlung wie folgt dar: Wir kommen rein, sehen gut platzierte Bücher namhafter Verlage und die Top 10, sprich die Bestseller-Regale. Nicht viel anders verhält es sich bei den Empfehlungen von Amazon. Auch Werbeaktionen von Verlagen inkl. Gewinnspiele, E-Cards und Rezensionsexemplare, einschlägige Foren, Blogs und Literaturportale loben das eine Buch in den Himmel, das andere wird verrissen. Treffen wir bei Büchern unsere Entscheidungen auf Basis Meinungen anderer?
So scheint es. Betrachtet man viele Bücherblogs, Foren und Communities, entwickeln gut vermarktete Bücher eine Gruppendynamik. Viele Leute lesen das gleiche Buch, alle finden es gut, es landet für eine Woche in den Bestsellern und zwei Wochen später verschwindet es in der Versenkung der gnadenlosen Konkurrenz.
Wo ein „Spiegel-Bestseller“-Aufkleber drauf ist, muss auch ein Bestseller drin sein. Bei einigen Büchern denkt man eher, da hat wohl jemand die falschen Titel beklebt. Aber auch das nur eine subjektive Aussage.
Welche Bücher gehen unter?
Es sind wohl diejenigen, die anscheinend nicht zur richtigen Zeit den momentanen Zeitgeist treffen. Falscher Autor beim falschen Verlag, gerne auch umgekehrt. Aus irgendeinem Grund nicht die richtige Werbewirkung erreicht und im schlimmsten Fall sogar von einem falschen Kritiker einen unbegründeten Verriss erhalten.
In der Tat, wir lesen wahrscheinlich zum größten Teil die uns diktierten Bücher und Bestseller der Verlage.
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