Inspiration suchen und finden – Teil II

Und er sprach: “….Verdammt ich habe den Text vergessen!”

Eigentlich lautet der Spruch ja „Wer suchet, der findet.“ Wenn es um Inspiration geht, bekommt man von Zeit zu Zeit eher den Eindruck, dass es sich vielmehr um den berühmten „Schlag auf den Hinterkopf“ oder „Wink mit dem Zaunpfahl“ handelt.

Manchmal reicht ein Satz oder Wort und schon entsteht ein Bild vor dem inneren Auge, lässt einen nicht los und es entsteht der Anfang eines Textes, eine einfache Szene, ein Dialog und im besten Fall eine ganze Geschichte.

Selbstverständlich ist es wesentlich einfacher um einen ungewöhnlichen Satz einen Text zu spinnen, als um etwas Alltägliches. Vielleicht scheint das aber nur so, weil man gerade bei dem Alltäglichen nicht an Text, das Schreiben, Ideen und die Inspiration an sich denkt.

Ist dies im Grunde das ganze Geheimnis? Steckt die Muse nicht im Detail sondern im Gesamten?

„Memento moriendum esse!”

„Auch du bist sterblich“, flüsterte er leise in ihr Ohr. Er war so nahe, dass sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren konnte.
Etwas verblüfft und mit gesenktem Blick kam die Antwort.
„Ich weiß.“
Langsam wandte sie sich ihm zu und schaute in seine blauen Augen. Lächelnd saß er neben ihr und erwiderte ruhig ihren Blick.
„Warum sagst Du mir das jetzt?“, wollte sie wissen.
„Früher, im römischen Reich, wenn den siegreichen Feldherren ein Triumphzug gewährt wurde und sie mit ihren Streitwagen durch Rom fuhren, stand auf jedem Streitwagen auch ein Sklave hinter dem Krieger, der ihm ununterbrochen diese Worte ins Ohr flüsterte.“
„Und sowas merkst du dir? Du hattest eine Fünf in Latein“, entgegnete sie überrascht.
„Ja ja, da guckst du blöd, gell“, gab er frech zurück.
Selbst nach so vielen Jahren brachte er es immer wieder fertig, sie mit seinem Wissen zu erstaunen. Er mochte keine tiefgründigen Gespräche, lieber einfache Unterhaltung am Abend. Sprach selten darüber wie viel er wusste und worüber. Doch, er wusste viel.
Lachend gab sie ihm einen Kuss auf die unrasierte Wange.
„Mein Sklave.“
„Jepp, und jetzt gib mir die Fernbedienung, die Reportage über Julius Cäsar ist total langweilig.“

So oder ähnlich entstehen Texte und oft ist es ein Satz, der den Ausschlag gibt. In dem Fall war es „Auch Du bist sterblich.“ – ganz klar, diesen Satz gibt man nicht täglich von sich und auch nicht unbedingt zu jedem beliebigen Menschen.

Wie steht es aber mit Sätzen wie:

„Glaubst Du das wirklich?“

„Kommst Du mit?“

„Das brauche ich noch.“

„Aber da fehlt doch was.“

„Man kann es nicht ändern.“

„Ein Königreich für deine Gedanken.“

Denn letztendlich geht es doch nur darum, in welchem Zusammenhang sie gesagt oder geschrieben werden…

Inspiration suchen und finden – Teil I

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