Die Geschichte der Null
Robert Kaplan
Die Null ist ein selbstverständlicher und unverzichtbarer Bestandteil unseres Lebens. Und doch bleibt diese Zahl eine außergewöhnliche Erscheinung: Kann es etwas geben, das eigentlich nichts ist? Diese Frage fasziniert die Menschen seit Jahrtausenden. „Betrachtet man die Null, sieht man nichts. Blickt man aber durch sie hindurch, so sieht man die Welt.“ Kurzweilig und fesselnd erzählt Robert Kaplan die Geschichte des magischen Kreises, der stets mehr war als eine Zahl – und bis heute ein Rätsel geblieben ist.
Mit Robert Kaplan geht man in den ersten Kapiteln auf die Forschungsreise nach den Ursprüngen der Null. Wann ist sie das erste Mal aufgetaucht und vo rallem wo? Welche Kultur hat die andere beeinflusst? Robert Kaplan schafft aber in diesem Buch viel mehr, als die Geschichte der Null zu erzählen, mit Exkursen erzählt er zeitgleich die Geschichte des Zählens und der Mathematik selbst. Nicht selten muss man das Buch zur Seite legen und kurz nachdenken. Von den Anfängen des Zählens und Rechnens bis hin zum binären System und der Differenzialrechnung verfolgen wir die Höhen und Tiefen der Null und ihrer Entstehung und Anwendung. Ihrer Bedeutung damals im Mittelalter, als sie noch als Magie und Teufelswerk galt, bis zu den philosophischen Ansätzen der Denker über Etwas, das wohl n(N)ichts ist. In drei faszinierenden Kapiteln beschäftigt sich Kaplan letztendlich mit der Bedeutung der Null für den Menschen, als Mensch. Man kann es durchaus als einen psychologischen Exkurs der Mathematik ins menschliche Sein betrachten. Auf keinen Fall langweilig.
Ein Buch für alle. Egal ob begeisterte Anhänger der Mathematik oder diejenigen, die sie bereits in der Schule gehasst haben. Nicht selten musste ich bei diesem Buch an den eigenen Matheunterricht denken und bei vielen Erklärungen und Beispielen wünschte ich Robert Kaplan wäre mein Lehrer gewesen. Ich bin mir sicher, dass Schüler mehr von Mathematik verstehen würden, wenn man sie so wie in diesem Buch erklärt bekommt. Kaplan gelingt es wirklich, das Abstrakte an der Mathematik begreiflich zu machen. Anhand der Geschichte und den Vorkommnissen zeigt er, warum und wie die Abstraktion stattgefunden hat, aber vielleicht viel wichtiger, er schafft auch die Umkehrung, d.h. das Abstrakte wieder mit dem Alltäglichen zu verbinden und anzuwenden.
Würden Mathematiklehrer sich einmal die Zeit nehmen, den Schülern zu erklären, was die Null ist oder warum das Rechenbrett früher die Menschen vor Probleme gestellt hat, die für uns keine mehr sind. Wenn sie einmal aufzeigen würden, wie es dazu kam, Potenzen zu schaffen, um große Zahlen abzubilden, so würden mehr Schüler Mathematik begreifen.
Und das seien nur zwei Beispiele aus diesem herrlichen Buch.
Kleinen Kindern bringt man das Zählen mit Objekten bei, seien es Äpfel oder Murmeln. Nur selten bringt man ihnen tatsächlich bei, die Zahlen als das zu sehen, was sie sind. Es verwundert einen kaum mehr, warum ausgerechnet so viele Mathematiker, Physiker und andere Naturwissenschaftler sich der Philosophie zuwenden. Denn selbst nach diesem Buch bleiben viele „Warum“s.
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